… ja, wann denn eigentlich? Diese Frage wird tagtäglich auf und ab gestellt. Es gibt Beurteilungen, Bewertungen, Kritiken und Meinungen en masse. Aber wann ist ein Foto wirklich gut? Was spielt eine Rolle?

Ist dieses Foto gut?

Podcast Mikrofon | Norbert Eder Photography

„Nein“, werden viele sagen. Technisch ist etwas Spielraum, aber so richtig viel ist an dem Foto nicht auszusetzen. Ein wenig mit Adobe Lightroom die Fuseln entfernen, die Abstände angleichen und es passt ganz gut. Auch die Schärfe sitzt. Warum also sollte es nicht gut sein? Warum scrollen die meisten einfach nur dran vorbei und schenken diesem Foto keine oder nur eine geringe Aufmerksamkeit?

Werfen wir den Blick auf ein anderes Foto:

Einsamkeit - Vermittlung von Emotionen | Norbert Eder Photography

Dieses Foto ist sehr einfach aufgebaut. Ein Kind, sitzt hier ganz alleine. Zusammengekauert lehnt es an einer Wand. Die Schwarzweiß-Entwicklung schenkt dem Foto etwas Düsteres. Was ist mit dem Kind passiert? Ist es traurig? Verzweifelt? Einsam? Sofort stehen viele Fragen im Raum. Vielleicht fühlt man sich auch an etwas Vergangenes erinnert. Gut scheint ein Bild also dann zu sein, wenn es Emotionen wecken kann, wenn wir mit dem Foto Erinnerungen verbinden oder wenn ungeklärte Fragen aufgeworfen werden, die uns zum Denken anregen.

Dieses Foto wäre sogar gut, wenn es viel stärker Rauschen würde, selbst die Schärfe ist hier nicht besonders relevant. Natürlich gibt es Genres, die technische Perfektion erzwingen – die Produktfotografie wäre als Beispiel zu nennen. Damit wird man einem Auftrag gerecht, eine ähnliche Emotion zu erwecken, vermag ein Produktfoto (zumindest bei mir) nicht.

Tatsächlich sollte man sich immer fragen, was denn die Aussage eines Fotos sein soll. Was möchte man als Fotograf damit vermitteln und wie kann man das erreichen. Die besten Fotos berühren Menschen, regen zum Nachdenken an, oder polarisieren.

Buchtipp

Als besonderen Buchtipp kann ich hierzu Die Seele der Kamera .. und die Rolle des Fotografen von David duChemin empfehlen. Er versucht darin zu klären, was Fotos ausmacht und wie wichtig die Kamera als Werkzeug dabei tatsächlich ist.

Die Seele der Kamera - David duChemin

Viel Spaß beim Lesen, experimentieren und nachdenken!

Update 24.09.2020: Der ursprüngliche Beitrag vom 18.04.2018 wurde überarbeitet, blieb inhaltlich jedoch gleich. Auch über zwei Jahre später, kann ich dieses Buch uneingeschränkt empfehlen.

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