Ich fotografiere hauptsächlich mit Canon. Die Qualität ist super, die Bedienung finde ich intuitiv und es gibt unheimlich viele Objektive – egal ob neu oder gebraucht. Auch wenn ich hier viel von Canon erzähle, gibt es ähnliche Themen natürlich auch bei anderen Herstellern, ich kann nur hauptsächlich von meiner ganz persönlichen Erfahrung erzählen.

Das Ende für kleine Sensoren?

In der letzten Zeit hat es einige Entwicklungen gegeben, die mich nicht sehr erfreut haben. Mit den spiegellosen Systemen kam eine neue Ära auf. Und zwar die der hohen Preise und des Vollformats.

Sony hat einiges an APS-C Kameras, Nikon betreibt dieses Segment stiefmütterlich und Canon ebenfalls – Canon eigentlich gar nicht. Niemand weiß, wohin die Richtung hier geht. Stattdessen kommen neue Objektive für Vollformat, die sich ein Hobbyfotograf in der Regel nicht leisten kann bzw. will – oder aber Fixbrennweiten-Premium-Spiegellose zu hohen Preisen.

Ich selbst bin der Landschaftsfotografie verfallen und deswegen habe ich beispielsweise hart auf das Canon RF 14-35mm F/4 gewartet. Nun ist es endlich da und sicherlich ein wirklich tolles Objektiv. Als Hobbyfotograf sind mir über 1800 Euro aber eindeutig zu viel des Guten.

Genauso verhält es sich mit dem Canon RF 70-200 F/4. Auch toll, super Packmaß, aber auch hier liegt der Preis bei fast 1800 Euro. Klar, Smartphones werden mit immer besseren Kameras ausgestattet, Software leistet immer mehr und die Verkaufszahlen sinken. Nun stürzen sich alle auf den Premium-Vollformat-Zug und der Hobbymarkt bleibt auf der Strecke.

Canon liefert beispielsweise mit der EOS M50 Mark II vor einigen Monaten ein Update. Der Hauptgrund war wohl, ein Engangement am APS-C-Markt zu bestätigen. Sieht man aber genauer hin, dann ist die Hardware ident zum Vorgängermodel. Alle Unterschiede hätten per Firmware-Update bereitgestellt werden können – wie es andere Hersteller tun (Fuji, die mit Erscheinen der X-T4 auch gleich die X-T3 aktualisiert haben). Für mich klingt das nach Einstellung der gesamten Sparte. Schade eigentlich, denn ich liebe meine M50 und es gibt auch einige wirklich tollen Objektive dafür. Als ernsthafte Weiterführungsbekundung hätte ich mir ein paar neue Objektive gewünscht, da es meiner Meinung nach ab 60mm nichts wirklich Brauchbares für den M-Mount gibt. Aber da kommt nichts und es gibt auch keine entsprechenden (mir bekannten) Mitteilungen.

Auch bei anderen Herstellern sieht es ähnlich aus. Nikon liefert in Richtung APS-C kaum etwas. Neulich erschien zwar die Nikon Zfc, aber die Zielgruppe schätze ich bei über 900 Euro auch eher klein ein. Objektive kommen für das Vollformat, sind aber preislich genauso hoch, wie es bei Canon der Fall ist.

Bei Sony sieht es etwas besser aus, da es gerade im APS-C-Bereich mehr Auswahl gibt und Sigma bzw. Tamron (mit Sony-Beteiligung) für den E-Mount Objektive liefern. Für Canon RF liefern die beiden aktuell überhaupt nicht. Technische Hürden kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, auch wenn Canon das RF-Protokoll nicht zugänglich macht.

Wenn es um APS-C geht, kann man mMn also nur mehr zu Fujifilm greifen, alle anderen Hersteller scheinen hier keine zukunftssichere Strategie zu verfolgen. Bei Vollformat ist es egal, welchen Hersteller man wählt, hohe Preise sind die Regel.

Preise zu hoch für Hobbyfotograf*innen

In Summe muss ich allerdings als Hobby-Fotograf feststellen (bei all dem G.A.S das mich immer wieder überkommt), dass ich zunehmend nicht mehr bereit bin, diese Preise zu bezahlen. Für mich ist Fotografie Spaß und Entspannung. Ich verdiene kein Geld damit. Und selbst wenn, muss man diese Preise auch wieder hereinbekommen.

Preise um die 2000 Euro für Objektive sind mittlerweile normal. Die wirklich guten Kameras kosten 3000 Euro und mehr. Da ist kein Platz mehr für Hobbyfotografen.

Statt also immer dem neuesten Equipment nachzulaufen, empfehle ich einen sparsameren Umgang und eine Reduzierung auf das, was man wirklich braucht. Besser, neuer und größer kostet nur Geld und bringt in den seltensten Fällen etwas. Gerade wir Hobbyfotografen kommen auch gut mit APS-C klar, allerdings schränkt das die Herstellerwahl sehr ein. Selbst MFT würde für viele von uns reichen, was natürlich auch noch einen Gewichtsvorteil bringen würde.

Gestehen wir es uns ein, die Fotografie mit speziell dafür entwickelten Kameras und Objektiven wird elitär.

Aber wenn wir uns Kameras und Objektive nicht mehr leisten können ….

… dann können wir immer noch tolle Fotos machen. Der Gebrauchtmarkt ist voller toller Kameras und Objektive. Es muss nicht immer das beste Gerät sein. Die Unterschiede sind teilweise so gering, dass sie den meisten gar nicht auffallen.

Statt Pixelpeeping zu betreiben, konzentrieren wir uns doch auf die Fotografie selbst. Fotografieren wir, statt zu knipsen. Machen wir uns mehr Gedanken über das Foto, den Aufbau, die Perspektive, die Location, die Lichtstimmung, der Linienführung usw. Damit schaffen wir einen Boost unserer Fotografie, der uns weit nach vorne katapultiert. Weiter, als es jede neue Hardware schaffen könnte.

Zusätzlich hat dies den Vorteil, das dieses erworbene Wissen auch auf die Fotografie mit z.B. Smartphones angewandt werden kann.

Mieten oder gebraucht kaufen

Für spezielle Anlässe oder Vorhaben kann man sich auch gute Objektive mieten. So muss man nicht auf die neueste Generation verzichten und bekommt gepflegtes Arbeitsmaterial zu überschaubaren Preisen zur Verfügung gestellt.

Alternativ kann man sich natürlich auch am Gebrauchtmarkt umsehen. Hier gibt es immer wieder Schnäppchen mit denen man seinen „Fuhrpark“ aufrüsten kann, wenn man das denn möchte.

Smartphone als Alternative

Vorteilhaft ist natürlich, dass mittlerweile Smartphones sehr viel im Bereich Foto und Video leisten und somit für viele Zwecke eingesetzt werden können. Für viele Situationen ist die Qualität sehr gut und ausreichend.

Wer sich mit der Fotografie selbst beschäftigt kann auch mit seinem Smartphone wunderbare Fotos erschaffen und selbst größere Ausdrucke sind mittlerweile mit der gebotenen Abbildungsleistung möglich.

Fazit

Ich für meinen Teil bin nicht mehr bereit, diese horrenden Preise zu bezahlen und werde zukünftig kleinere Brötchen backen. Wenn viele so denken, wird es natürlich für die Hersteller noch enger, aber davon ist auszugehen, dass die Käuferschicht immer kleiner wird. Da hier auch strategisch kaum etwas dagegen getan wird, scheint dieser Weg für viele Hersteller aber durchaus in Ordnung zu sein.

Aus meiner Sicht ist damit zu rechnen, dass es in den nächsten Jahren weniger Hersteller geben wird und diese in Summe auch wesentlich kleiner sein werden.

Wie gehst du mit dieser Situation um?