Das liest und hört man immer wieder mal. Da wird mit den größten Kameras, den teuersten Objektiven geprotzt und wenn du keine Leica hast, dann bist du ja ohnehin niemand, der etwas vom Thema versteht. Aber was steckt tatsächlich dahinter?

Kreativitätslosigkeit verliert

Das ultrascharfe Objektiv mit super Abbildungsleistung, der neueste Sensor (Vollformat muss es schon sein, wegen des Rauschverhaltens!), 17 Bildstabilisatoren und 481 AF-Punkte und viele weitere Unterstützungen. Wenn das Motiv schlecht ist, hilft das alles nichts …

Der Fotograf gestaltet das Bild, die Kamera hält den gewählten Ausschnitt nur im Rahmen ihrer technischen Möglichkeiten fest. Wenn der Mensch hinter der Kamera kein Gespür für Situationen, Emotionen, Bildkomposition etc. hat, dann hilft auch das teuerste Equipment nicht.

Im Gegenteil. Sieht man sich Fotos alter Fotografen/Künstler an, bemerkt man häufig technisch imperfekte Bilder. Aber sie erwecken Emotionen und dabei springt der Funken über. Dieses Gefühl zu erwecken sollte das Maß aller Dinge sein.

Dem Verwendungszweck angepasst

Wer Fotografien in Hochglanzmagazinen veröffentlicht, die Grundlage riesiger Prints liefert oder Produktfotografie betreibt, muss technisch das Bestmögliche erreichen. Hierzu muss natürlich auch das Equipment passen, keine Frage. Um den Anforderungen gerecht zu werden, muss man dann schon tief in die Tasche greifen.

Ein (ambitionierter) Hobbyfotograf, der in allen Bereichen gute Fotos machen möchte, aber kaum Fotos druckt, muss nicht das teuerste Gerät kaufen. Er muss auch nicht in Extremsituationen performen und das letztmögliche aus den Fotos herauskitzeln, weil sein nächstes Essen davon abhängt.

Überlege viel lieber ob du das gewünschte Equipment tatsächlich für deine Anwendung benötigst. Auch die Häufigkeit der Verwendung ist hier Thema. Eventuell ist es günstiger, sich für die ein- bis zweimal ein Objektiv zu leihen.

Gerade bei jungen Eltern beobachte ich immer wieder, dass teure Kameras angeschafft werden. Ja, wichtig ist hier ein schneller Autofokus und idealerweise eine schnelle Serienauslösung, da die Kleinen wirklich flott sind. Hierfür ist aber z.B. eine Sony Alpha 6000 vollkommen ausreichend. Wahlweise kann man sich hier zum Kit-Objektiv (welches nicht zu den schlechtesten Objektiven zählt) eine Festbrennweite (z.B. das Sony SEL 35mm f/1.8) kaufen und hat eine perfekte Kombination.

Neuanschaffungen erst bei „Schmerzen“

Gerade Einsteiger fragen sich immer wieder, welches Objektiv denn nun sinnvoll ist. Welches soll das nächste sein? Und bin ich dann damit zufrieden. Soll es vielleicht doch ein anderes sein. Unschlüssigkeit wo man hinsieht. Das kommt auch mir bekannt vor.

Viele kaufen nun quer durch die Bank alles was nicht bei drei auf den Bäumen ist auf. Im Endeffekt wird der Großteil des Equipments nicht verwendet, weil es schlicht keinen Bedarf dafür gibt oder sich das Interesse in eine andere Richtung entwickelt.

Kaufe eine Brennweite erst, wenn du wirklich nicht mehr ohne sie auskommst!

Aus diesem Grund empfiehlt es sich, so lange wie möglich bei dem zu bleiben, was man hat. Erst wenn man ständig in der Situation ist, dass das Fehlen einer bestimmten Brennweite wirklich schmerzt, ist der Bedarf tatsächlich da. Damit kann nicht nur richtig viel Geld gespart werden, sondern es entwickelt sich ein Equipment, das auch tatsächlich gebraucht und daher verwendet wird.

Apropos gebraucht: Ganz viel Geld kann durch die Anschaffung gebrauchter Geräte/Objektive gespart werden.

Auftreten & Ego-Mode

„Eine Hochzeit kannst du nicht mit einer kleinen Systemkamera fotografieren, da nimmt dich doch niemand erst.“

Und schon ist die Mega-Gerätschaft gekauft. Man will ja zeigen, was man alles hat und je größer das Gerät, umso professioneller ist man auch.

Viele Menschen glauben das auch bzw. setzen sogar einen Fotografen mit entsprechend großer Kamera voraus. Gefühlsmäßig entwickelt sich aber gerade bei der jungen Generation schon ein angemessenes Gefühl, da ihnen bewusst ist, was mittlerweile mit den aktuellen Smartphones möglich ist.

Wer also sein Ego im Griff hat und sich auf das Wesentliche beschränkt, kann auch hier jede Menge Geld einsparen.

Objektive statt Body

Es muss nicht immer der neueste Body gekauft werden. Vielleicht reicht auch eine Nummer kleiner. Sinnvoller ist die Investition in wenige, dafür richtig gute Objektive. Ich persönlich setze hauptsächlich auf Festbrennweiten. Diese sind einfacher gebaut, leichter und in der Regel schärfer. Zusätzlich sind sie lichtstärker, was gerade bei schwierigeren Lichtverhältnissen ein Vorteil ist. Ein weiterer positiver Effekt: Die Kreativität wird geschult, da kein Zoom möglich ist.

Als Canon-Fotograf kann ich hier auch noch das Canon EF 50mm 1:1.8 STM empfehlen, das für schlappe 110 Euro schon sehr gute Ergebnisse liefert. Wer nun auch noch in Richtung Portrait tätig ist, der kann sich das Canon 85mm f/1.8 für 360 Euro schnappen.

Nikon und Sony haben ebenfalls entsprechende Objektive zu ähnlichen Preisen im Sortiment. Man sollte sich aber auch günstigeren Anbietern nicht verschließen.

Es gibt viele Dritthersteller mit überraschend guten Objektiven. Es lohnt sich, auch diese unter die Lupe zu nehmen.

Gerade für den Weitwinkel-Bereich/Landschaftsfotografie lohnt ein Blick in Richtung Walimex/Samyang/Irix. Enthalten sind teilweise sehr gute und Lichtstarke Linsen zu einem richtig günstigen Preis. Allerdings besitzen viele dieser Objektive keinen Autofokus. Sehr attraktiv ist in diesem Bereich das Samyang 14mm f/2.8.

Tipp: Auf jeden Fall sollte man vor dem Kauf einen Blick auf DxOMark werfen. Hier können Informationen und Tests zu Kameras, Objektiven und Mobil-Geräten (bezgl. Fotografie) abgerufen werden. Zudem werden dort auch Kombinationen getestet. Somit kann einfach herausgefunden werden, wie die Leistung diverser Objekte an genau deiner Kamera ist.

Auch Smartphones können ausreichend sein

Schlussendlich muss es auch nicht die große DSLR oder die teure Systemkamera sein. Die Kameras in modernen Smartphones sind schon so gut, dass sich damit wirklich gute Fotos machen lassen, die auch im Print bei typischen Fotogrößen gut aussehen.

Auch hier kann man bei Bedarf auf Helferlein setzen. Wer ein iPhone besitzt, sei die DxO ONE empfohlen. Hier gibt es allerdings auch schon für einige wenige Euros Aufstecklinsen, die ganz gute Effekte liefern und zu tollen Fotos verhelfen.

Fazit

Gutes Foto-Equipment ist teuer. Die jüngsten Entwicklungen zeigen, dass die Preise bei neuen Modellen extrem nach oben gehen. Wer Geld sparen möchte, beschränkt sich auf seine Bedürfnisse und kauft, wenn man häufig das gewünschte Foto so nicht mehr machen kann. Dem Bauchgefühl oder dem Ego nachzugeben, ist keine gute und nachhaltige Idee. Oft ist weniger mehr. Wer sich trotzdem ein Objektiv zulegen möchte, kann auch auf dem Gebrauchtmarkt viel Geld sparen.