Belichtungszeit, Blende und ISO sind das heilige Triumvirat der Fotografie. Die drei Werte stehen in direkter Abhängigkeit zueinander (siehe das magische Dreieck). Ändert sich einer der Werte, muss sich mindestens ein anderer Wert im selben Ausmaß ändern, um dasselbe Ergebnis zu liefern.

Eine kurze Einführung

Die Belichtungszeit bestimmt, wie lange Licht auf den Sensor trifft (dieser also „sieht“). Umso länger diese Zeit ist, umso heller wird das Foto. Die Blende bestimmt die gleichzeitig durchgelassene Lichtmenge. Der ISO-Wert bestimmt schlussendlich, wie lichtempfindlich der Sensor reagiert.

Budapest | Norbert Eder Photography
Canon EOS 6D | Langzeitbelichtung (gut erkennbar am Wasser)

Zusätzlich zu diesen Eigenschaften, können durch eine gezielte Veränderung von Werten unterschiedliche Gestaltungen vorgenommen werden. Eine offene Blende sorgt beispielsweise für eine geringere Schärfentiefe, als eine geschlossene. Darüber können Motive freigestellt oder ein gesamte Szene in durchgehender Schärfe dargestellt werden. Durch eine lange Belichtungszeit (und einem Stativ) wird fließendes Wasser weich wie Seide. Ein hoher ISO-Wert bringt Rauschen/Körnung in ein Foto und vermittelt dadurch eine ganz besondere Stimmung. Es verliert an Details und Schärfe, ermöglicht somit aber Fotos unter schwierigen Bedingungen.

Ein Beispiel: Wir wollen am Abend ein Konzert fotografieren. Dabei ist es meist sehr dunkel, was unserer Kamera alles abverlangt. Die Belichtungszeit können wir nicht beliebig verändern, da wir bei zu langer Belichtungszeit Bewegungsunschärfe ins Bild bekommen. Wir öffnen die Blende vollständig, aber selbst das (je nach Offenblende) wird nicht ausreichen, um korrekt belichtete Fotos zu erhalten. Wir müssen also den ISO-Wert von 50 oder 100 auf einen wesentlich höheren Wert stellen. Der Nachteil: Es kommt Rauschen ins Foto. Der Vorteil: Wir können dieses Foto machen.

Das ISO-Problem

Es gibt eigentlich kein Problem. In vielen Situationen wird erst mit dem Hochdrehen der ISO ein Foto möglich. So einfach ist das.

Viele bewerten ein Rauschen als Fehler und erwarten zum einen Unmögliches von ihrer Ausrüstung und bewerten zum anderen die Fotoqualität grundlegend falsch. So kann ich mir ein Foto in der 100%-Ansicht ansehen und wenn ich nah genug mit meinen Augen rangehe, Pixel oder Rauschen erkennen. Das ist aber vollkommen In Ordnung. Denn, wer steht direkt vor dem Fernseher und beklagt sich über die schlechte Auflösung?

Man muss Fotos aus dem Abstand betrachten, für den sie gemacht sind. Ein Hochglanz-Produkt-Foto braucht die beste Qualität, ganz klar. Möglicherweise wird es für eine riesige Reklametafel verwendet und muss auch hochauflösend scharf sein. Aber selbst hier steht man viele, viele Meter vom Foto entfernt. Ein Konzert-Foto muss die vorhandene Stimmung transportieren – hier hinterfragt niemand ein Rauschen und das Ergebnis wird nur ganz selten auf einer Hauswand landen.

Bevor es nun zu den Beispielfotos geht, möchte ich auf meinen Beitrag Was versteht man unter Bildrauschen? verweisen – falls du tiefer in die Materie einsteigen möchtest.

Fotos mit höherer ISO

Hier möchte ich ein paar Fotos mit hoher ISO zeigen. In der Bildunterschrift findest du auch das Kameramodell.

High ISO - Norbert Eder Photography
Canon EOS 6D | ISO 6400
High ISO - Norbert Eder Photography
Canon EOS R | ISO 6400
High ISO - Norbert Eder Photography
Canon EOS R | ISO 8000
High ISO - Norbert Eder Photography
Canon EOS M50 | ISO 6400
High ISO - Norbert Eder Photography
Canon EOS M50 | ISO 6400
High ISO - Norbert Eder Photography
Canon EOS R | ISO 12800

Fazit

Gerade in Extremsituationen muss man mit höheren ISO-Werten arbeiten. Davor sollte man keine Angst haben. Besonders über soziale Medien verteilt man Fotos in sehr kleinen Auflösungen. Qualitative Mängel sind dabei meist nicht feststellbar, sogar sehr starkes Rauschen fällt erst gar nicht auf. Es gibt also überhaupt keinen Grund, Angst vor zu hohen ISO-Werten zu haben. Um ein Gefühl für seine Kamera zu bekommen empfiehlt es sich mit unterschiedlichen ISO-Werten zu spielen und die Ergebnisse in den Auflösungen zu betrachten, in denen sie später zu sehen sind. Betrachte Fotos in einem gesunden Abstand und vermeide das sehr beliebte „Pixelpeepen“. Damit macht man sich (nur unnötig) unglücklich.