Ich liebe die Fotografie. Sie beruhigt mich, ermöglicht mir, die Welt detaillierter wahrzunehmen und eröffnet mir komplett neue Sichtweisen. Allerdings verführen die heute verfügbaren fotografischen Mittel auch zur Verschwendung. Verschwendung in mehrerlei Hinblick.

So wird der eigenen Umgebung nicht mehr die in meinen Augen wichtige Aufmerksamkeit gewidmet. Es entstehen täglich Millionen Fotos, man selbst drückt inflationär oft auf den Auslöser und der Großteil der Fotos ist dem Ich gewidmet, auch wenn es schlußendlich (oder gerade deshalb) auf Plattformen á la Instagram landet.

Für viele ist die „Fotografie“ Mittel zum Zweck. Sie wollen sich positionieren, sich bewerben, um für Unternehmen attraktiver zu machen. Das ist ok, im Vordergrund steht allerdings oftmals die Masse aber auch eine übertrieben unnatürliche Form der Perfektion und in dieser eigentlich schon wieder Einheitsbrei.

Schönheit und Einzigartigkeit

Fotografie ist so schnell geworden, so austauschbar. Alles muss perfekt sein. Perfekt dargestellt, perfekt arrangiert und perfekt abgebildet. Dadurch geht so viel verloren. Allem voran die Natürlichkeit und die Emotion. Emotionen sind nicht unendlich reproduzierbar. Emotionen machen etwas mit uns. Sie führen zu einer ganz anderen Betrachtungsweise.

Fotos, die Emotionen auslösen, werden länger betrachtet, werfen Fragen auf, beantworten vielleicht auch welche, regen aber zumindest zum Nachdenken an. Dabei geht es nicht nur um die großen Themen der Menschheit, sondern möglicherweise auch einfach nur um das Foto selbst. Aber es verschwindet nicht sofort, man möchte seinen Blick etwas länger darauf richten.

In der Masse erhält der Moment keine Bedeutung. Das Ergebnis ist bedeutungslos und man sieht es ihm auch an. Erkennt man die Schönheit und die Einzigkeit des Moments, reicht ein einziges Foto, um dies festzuhalten. Der spätere Betrachter erkennt und fühlt die Besonderheit. Dabei muss das Foto nicht einmal perfekt sein und es muss auch nicht in übertriebener Perfektion bearbeitet werden.

Entschleunigung

Eine besondere Maßnahme, sich selbst weiterzuentwicklen, ist die Entscheidung zur Entschleunigung. Mit dieser Herangehensweise verändert sich die eigene Fotografie. Es entstehen weniger Fotos, sie sind tiefgründiger und präsentieren sich gehaltvoller. Die auferlegte Einschränkung erweitert die eigenen Fähigkeiten. Man muss mit dem auskommen, was da ist. Das fördert die Kreativität und man lernt zu „sehen“.

Canon FTb QL

Die analoge Fotografie ist eine dieser möglichen Einschränkungen. Sie kostet nicht nur Geld. Auch kann man sein fotografisches Ergebnis nicht sofort überprüfen und das Foto gegebenenfalls wiederholen. Es folgt eine verbesserte Konzentration auf das Motiv, komplexere Betrachtungen und weit mehr Versuche, das Motiv „ins richtige Licht“ zu setzen. Es finden Prüfungen statt, die in der digitalen Welt oft vergessen werden. Hängt ein störendes Element ins Bild? Passt der Bildausschnitt, die Perspektive?

Durch die aktive Beschäftigung mit dem Motiv lernt man es nicht nur besser kennen, es entstehend auch weit weniger Fotos und der Anteil an guten Fotos ist höher. Es entstehen so viele Fotos nicht – und es ist nicht schade darum.

Natürlich muss der Weg zur analogen Fotografie für dich nicht der richtige sein. Es gibt viele Wege, um ans Ziel zu kommen. Auch deckt eine Entschleunigung nicht das gesamte Thema Achtsamkeit in der Fotografie ab. Ich habe den analogen Weg für mich entdeckt und werde ihn, so lange es mir Spaß macht, und ich daraus etwas lernen kann, weitergehen.

Viel wichtiger ist es, vom Einheitsbrei loszukommen und seine kreative Ader freizulegen und in den eigenen Fotos sichtbar zu machen. Viel wichtiger ist es, sich wieder auf seine Motive zu konzentrieren und keine „Massenware“ zu produzieren, auch wenn die Verlockung an jeder Ecke lauert.

In diesem Sinne wünsche ich dir ständig gutes Licht und freue mich über deine Meinung zum Thema.

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