In der Landschaftsfotografie haben wir nicht immer mit dem schönsten Wetter zu tun. Im Gegenteil, die besten Fotos entstehen, wenn die Sonne eben nicht am schönsten blauen Himmel steht. Landschaftsfotos leben zu einem Großteil von der Stimmung. Um diese zu erhalten, muss man allerdings auch bei schlechtem Wetter ins Freie. Und genau dafür habe ich einen Tipp.

Nun hat ja jeder seine Vorlieben. Viele setzen in der Landschaftsfotografie auf (Super-)Weitwinkel-Objektive. Ich selbst bewege mich meist auf der Tele-Seite und habe oft mein Fujifilm XF 70-300mm auf meiner Kamera. Und genau so starte ich dann auch gerne in meinen Trip.

Ist das Wetter allerdings nicht genau vorhersehbar, oder es könnte dahin oder dorthin kippen, dann solltest du ein „neutrales Objektiv“ montieren. Ich empfehle hier entweder ein klassisches Kit-Objektiv, oder gar ein Super-Zoom. Wenn du auch mit Fujifilm fotografierst, dann kann das Fujifilm XF16-80mm F/4 eine gute Option sein.

Sturm, Regen, Schneefall

Mir ist es mehr als einmal passiert, dass der Wetterbericht nicht gestimmt hat und das Wetter wesentlich schlechter als vorhergesagt war. Das ist per se kein Problem, wenn man entsprechend vorbereitet ist. Allerdings schränkt dies bei Objektivwechseln massiv ein. Bei starkem Regen, Schneefall oder Wind, geht ein Wechsel des Objektivs immer mit dem Risiko einer Sensor-Verschmutzung einher. Und das ist zu vermeiden bzw. der Supergau, wenn man irgendwo auf einem Berg im Sturm sitzt.

Deshalb bin ich selbst dazu übergegangen, vor dem Start in den Trip ein Zoom-Objektiv mit einem guten Brennweitenbereich zu montieren. So habe ich im Schlechtwetterfall möglicherweise nicht mein bestes Objektiv an der Kamera, aber dennoch eine hohe Flexibilität in meiner Fotografie. Ich kann viele Fotos machen, die ich sonst nicht machen hätte können.

Ist das Wetter in Ordnung, kann das Objektiv ohnehin gewechselt und gegen das bevorzugte ausgetauscht werden. Aber bei 80 km/h Wind und Schneeregen wechselst du kein Objektiv. Da musst du mit dem leben, was du montiert hast. Und ist das ein 10-24mm, dann bist du mega eingeschränkt – wie auch bei einem 70-300. Hast du hingegen ein 18-135mm montiert, kannst du quasi alles fotografieren.

Schneelandschaft mit zwei Baumstümpfen. Rechts dahinter Nadelbäume. Dahinter das Grau der Wolken.
Fujifilm XF 18-55mm

Ja, aber die Qualität!?!

Viele haben einen überzogenen Qualitätsfimmel. Fotos müssen bei 200% Ansicht im Adobe Lightroom immer noch scharf sein. Niemand anders sieht sich ein Foto mit diesem Abstand an. Niemand.

Wer seine Fotos überhaupt nur auf Social Media-Plattformen zeigt, kann sogar mit der größten Scherbe fotografieren und die Fotos erscheinen scharf.

Mir persönlich ist es lieber, dass ich ein Foto machen kann und es ist vielleicht nicht zu 100% perfekt scharf, anstatt es überhaupt nicht machen zu können.

Selbst ein Foto, das eine Hauswand ziert, muss nicht übertrieben scharf sein. Es ist der natürliche Betrachtungsabstand, der einzuhalten ist. Bewegt man sich darunter, kann das Objektiv scharf sein, wie es will, das Foto wird unscharf erscheinen.

Deswegen empfehle ich, sich nicht zu viele Gedanken über die Schärfe eines Fotos zu machen, sondern lieber darum, das gewünschte Foto überhaupt machen zu können. Wenn man zusätzlich am Bildaufbau, einer schönen Perspektive usw. arbeitet, dann geht das vollkommen in Ordnung und niemand wird sich über die Qualität beschweren.

Gute Zoom-Objektive kosten aber viel Geld!

Kaum ein Objektiv, das in den letzten 10 Jahren auf den Markt gekommen ist, ist wirklich schlecht. Natürlich gibt es Unterschiede. Die gibt es auch zwischen den Objektiven der gleichen Charge.

Wer die Qualität bis ins Letzte optimieren möchte, der muss natürlich viele tausende Euros für seine Objektive ausgeben. Er muss dann allerdings auch damit leben, dass es ein weit günstigeres Objektiv für den Social Media-Auftritt auch getan hätte. Weil wirklich niemand den Unterschied sieht.

Darum empfehle ich gerade beim Kauf, die Kamera mitzunehmen, mit dem Wunschobjektiv ein paar Fotos zu machen und sich diese in Ruhe zu Hause anzusehen. So kann man gut bewerten, welche Objektive in Frage kommen und richtig viel Geld sparen.

Ich habe vor einigen Jahren das Tamron 17-35mm und das Tamron 35-150mm (beide mit Blende 2.8-4) gekauft. Mittlerweile gibt es die Nachfolger mit Blende 2-2.8 für Sony, aber nicht mehr für andere Hersteller. Meine beiden Objektive waren für Canon und gibt es heute auch nicht mehr so zu kaufen. Beide deutlich unter 1000 Euro. Selbst die modernen RF-Objektive sind nicht viel schärfer.

Auf den Punkt gebracht: Nicht blind irgendein Zoom-Objektiv kaufen, sondern durchaus vorher etwas testen. Zur Not kann man ja auch sein Notebook mit den Laden bringen und sich die Ergebnisse direkt vor Ort ansehen.

Schneelandschaft zur blauen Stunde
Schneelandschaft zur blauen Stunde

Wirklich Superzoom?

Ich selbst besitze kein Superzoom. Für mein Canon-System habe ich kein passendes Objektiv und verwende initial ein 24-70mm. Für mein Fuji-System setze ich hierzu gerne mein Fujifilm XF 18-55mm ein. Das ist weit weg von einem Superzoom, allerdings von hervorragender Qualität (obwohl es als Kit-Objektiv verkauft wird).

Für die wenigen „problematischen“ Fälle werde ich mir allerdings ein Superzoom gönnen. Meine Wahl wird das Fujifilm XF 18-135 sein. Das ist ein relativ altes Objektiv und es gibt auch schon neuere mit ähnlichem Brennweitenbereich, allerdings erscheint es mir die beste Wahl bezüglich Preis/Leistung und vor allem der Verwendungshäufigkeit zu sein.

Update 08.12.23: Schlussendlich habe ich dann doch um Fujifilm XF 16-80mm F/4 gegriffen. Ich konnte dieses zu einem guten Preis gebraucht bekommen und habe zugegriffen. Die gleichbleibende Offenblende über den gesamten Brennweitenbereich sagt mir in diesem Fall eher zu, als dies beim Fujifilm XF 18-135mm der Fall wäre.

Fazit

Jeder passt auf sein Equipment auf, ist es doch in der Regel sehr teuer. Ich kann mir auch vorstellen, dass ein Professionist mit seinem Equipment vielleicht weniger vorsichtiger umgeht oder mehr Risiko nimmt, weil einfach Fotos am Ende das Tages entstehen müssen. Dennoch überlegt man sich in manchen Wettersituationen dreimal, ob man wirklich ein Objektiv wechseln möchte. Deshalb empfehle ich, ein Objektiv mit großem Brennweitenbereich im Vorfeld zu montieren, um im schlimmsten Fall genügend Spielraum zu haben. Das kommt nicht oft vor, aber wenn, dann macht es sich richtig bezahlt.