Mehr als 420 Wochen gibt es nun den fotomontag. Ich habe ihn im Jänner 2015 gestartet und Woche für Woche gibt es montags ein neues Foto. In diesem Beitrag möchte ich davon berichten, welche Auswirkungen dieses Projekt auf mich und meine Fotografie bisher hatte.

Ich möchte erwähnen, dass ich in diesem Beitrag nur die fotografischen Auswirkungen beschreibe!

Permanentes Üben

Immer wieder schreibe ich, wie wichtig regelmäßiges Üben und Trainieren ist. Und das ist auch tatsächlich so. Häufig ist zu beobachten, wie andere ihre Hobby aufgeben oder gar nahezu vergessen, weil andere Dinge im Leben Überhand nehmen. Dieses „jede Woche ein gutes Bild liefern müssen“ ist natürlich ein zusätzlicher Druck. Allerdings hilft der Druck auch, sich zu bemühen und dran zu bleiben.

Dieses permanente Üben und natürlich auch Ausprobieren schärft den Blick, man findet einfacher interessante und schöne Motive. Man entwickelt Automatismen, die einen näher an gute Fotos heranführen, ohne viel nachdenken zu müssen. Allerdings muss man sich auch immer wieder in andere Bahnen zwingen, um neue Impulse zu setzen.

Ich habe meine Kamera fast täglich in der Hand. Ich bediene sie im Schlaf, kenne die Stärken und ihre Schwächen. Ich treffe die Kameraeinstellungen ohne darüber nachdenken zu müssen und kann mich voll auf das Motiv konzentrieren. Mit langen fotografischen Pausen wäre das nicht so. Ich müsste mich immer wieder mit der Kamera beschäftigen und das würde mich vom Fotografieren abhalten. Wenn ich mich mit der Kamera oder Objektiven beschäftige, dann, weil mich die Technik interessiert und ich da vielleicht sowas wie ein Nerd bin. Bin ich draußen beim Fotografieren, gibt es nur Motive, keine Technik.

Wiederholungen

Neben dem ständigen Üben helfen Wiederholungen ungemein. Was meine ich damit: Bereits gemachte Fotos zu einem späteren Zeitpunkt nochmal machen. Die gleichen Orte nochmals besuchen, versuchen bessere Fotos zu machen, als beim letzten Mal.

Dazu gehört natürlich, dass man seine bereits gemachten Fotos vorher ansieht und sich Motive heraussucht, die nicht wie gewünscht in Szene gesetzt wurden. Es zahlt sich aus, dem auf den Grund zu gehen. Warum wurde das Motiv nicht gut in Szene gesetzt, was kann verbessert werden? Beim erneuten Fotografieren kann man die Erkenntnisse umsetzen und wird bessere Ergebnisse liefern.

Macht man dies ein paar Mal, sieht man erst, was man aus einem bestimmten Motiv herausholen kann. Zusätzlich erkennt man an den Fotos seine eigene Verbesserung. Da man sich zudem mit den eigenen Fotos sehr intensiv beschäftigt, lernt man seine eigenen Schwächen gut kennen.

Ich habe z.B. über mich gelernt, dass ich unbedingt auf den Horizont achten muss. Ich fotografiere so häufig schief und beschneide auch gerne zu eng. Wenn ich ein Motiv mehrfach hintereinander fotografiere, ist das erste Foto zu 90% das beste. Alles ab Nr. 2 kann ich mir sparen.

Aber natürlich lernt man durch diese Methodik viel über Perspektiven, Abstände, Linienführung und dergleichen. Man entwickelt einfach ein Gefühl, wie man ein Motiv in Szene setzt und das kommt der weiteren Fotografie natürlich zu Gute.

Höherer Anspruch

Wer sich verbessert, setzt seine Ansprüche weiter nach oben. Es wird schwieriger, tolle Aufnahmen zu machen bzw. interessante Motive zu finden. Der Aufwand für zufriedenstellende Fotos erhöht sich ungemein.

So bin ich noch vor einigen Jahren einfach mit der Kamera hinaus und habe vor mich hinfotografiert. Heute gestaltet sich die Motivsuche schwieriger, sie muss mehreren Anforderungen gerecht werden. Meist kommt ein Stativ zum Einsatz, ich verbringe mehr Zeit beim Finden der richtigen Location. Aber die Locations werden auch immer aufwändiger zu erreichen und die Zeiten werden immer früher oder später.

Schlussendlich bin ich aber von immer mehr meiner Fotos selbst begeistert – und das war nicht immer so. Das macht viele Mühen wett und motiviert, sich selbst weiter zu pushen. Allerdings darf man – gerade wenn es ein Hobby ist – den Spaß nicht vergessen. Nicht jedes Foto soll und wird ein Top-Foto werden.

Zweifel

Mit dem höheren Anspruch, kommt aber auch der Zweifel. Sind die eigenen Fotos überhaupt auf dem Level, den man sich selbst „zugesteht“ bzw. das man sich wünscht? Oder ist man sogar darunter und überschätzt seine fotografischen Leistungen schamlos?

Wie viel Reserve steckt in einem noch? Die großen Schritte sind gegangen, die low hanging Fruits vernascht. Jede weitere Verbesserung ist klein, teilweise kaum sichtbar. Gepaart mit einigen geringen Ausbeuten bei Ausflügen schüren Befürchtungen. Es wird nicht einfacher und vielleicht auch etwas ernster – selbst, wenn man versucht, die Fotografie weiterhin als Hobby zu betrachten.

Schnell gerät man auch in die Falle, sich selbst mit anderen zu vergleichen. Auch ich habe das gemacht und es kostet einfach Freude an der Fotografie. Im Normalfall weiß man gar nicht, wie ein anderes Foto überhaupt entstanden ist, was davon echt ist, was in Photoshop montiert wurde. Vorbilder zu suchen ist grundsätzlich nicht schlecht, bringt aber meiner Meinung nach nur etwas, wenn man weiß, wie deren Fotografie funktioniert. Grundsätzlich sollte der Fokus aber auf der eigenen Fotografie liegen.

Kleine Freuden

Bei all dem Zweifel, der zeitweise aufkommt, gibt es mittlerweile aber auch viele kleine Freuden. So habe ich eine eigene „Ego-Wall“ mit Bildern. Hier gibt es die (meiner Meinung nach) besten Fotos von mir aufgehängt und ich sehe sie täglich.

Einige der Fotos lasse ich immer wieder mal als Postkarten drucken und verschicke diese bei unterschiedlichen Gelegenheiten – in der Hoffnung anderen eine kleine Freude zu bereiten. Das funktioniert auch meist und das gibt meiner Fotografie natürlich eine gewisse Wertigkeit.

Auch wenn für viele das Glücksgefühl bei der Fotografie durch das Auslösen kommt, sollte man unbedingt etwas mit seinen Fotos machen. Und wenn es nur ein Projekt á la Fotomontag ist.

Fotografie = Fotografie und Gear = Gear

Zu Beginn der fotografischen Karriere denkt man gerne, dass eine bessere Ausrüstung automatisch für bessere Bilder sorgt. Dem ist natürlich nicht so und das weiß man dann, einige tausend ausgegebener Euros, später auch.

Bessere Ausrüstung hilft, das ist so. Wer so – wie ich – Landschaftsfotografie betreibt und auch druckt, der möchte schön scharfe Fotos haben. Dazu braucht es die richtige Ausrüstung. Es braucht aber auch notwendige Grundlagen und Erfahrung. Das hat mit der Ausrüstung nichts zu tun.

Ästhetische Bilder, tolle Lichtstimmungen und -spiele, Farbenpracht und tolle Kontraste haben mit der Fotografie an sich zu tun. Nichts mit der Ausrüstung. Sich mit der Fotografie selbst zu beschäftigen bringt die meisten Fortschritte. Was die Umsetzung, die Möglichkeiten und die Kreativität betrifft.

Die Beschäftigung mit der Ausrüstung, ist auch eine Beschäftigung und kann durchaus auch befriedigend sein (zumindest für mich), hat aber kaum fotografisches Verbesserungspotential – sieht man von der Haptik ab.

Fazit

Ich habe extrem viel durch dieses Projekt gelernt. Es hat mich immer wieder angespornt und ich habe mich dadurch laufend verbessert. Ganz wichtig dabei ist, dass man sich selbst besser kennenlernt und die eigene Art der Fotografie findet. Hier spreche ich gar nicht von einem Stil. Dieses Thema wird sowieso überbewertet. Ich spreche davon, was einem selbst mit der eigenen Fotografie wichtig ist. Was von dieser Welt möchte man zeigen? Wie möchte man es zeigen? Und das kann schon mal etwas dauern, bis man diese Antworten hat.

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