Astrofotografie ist ein sehr interessantes Fotogebiet, aber mit viel Aufwand verbunden. In diesem Artikel möchte ich dir dieses Thema näherbringen und Tipps geben, damit du schnell erste Erfolge erzielen kannst.

Die richtige Ausrüstung

Das Wichtigste an der Astrofotografie ist das Objektiv. Besonders gut eignet sich natürlich ein Weitwinkelobjektiv. Dieses sollte eine möglichst große Offenblende haben (< f/4). Die Kamera selbst ist erst nicht so wichtig. Je besser das Rauschverhalten, umso besser ist das natürlich.

Ich verwende für die Astrofotografie ein Irix 15mm f/2.4. Dieses ist sehr leicht, hat eine gute Offenblende und ist auch qualitativ sehr gut. Sehr gut eignet sich auch das Samyang 12mm f/2, das aktuell für ca. 280 Euro bis 350 Euro (je nach Anschluss) verfügbar ist. Dieses ist für Sony, Fuji X, Canon M und MFT verfügbar.

Für deine Kamera brauchst du einen Fernauslöser der auch mit Intervallen umgehen kann. Verwende hierzu nicht dein Handy, denn dein Akku ist gerade am Berg besonders wichtig. daher empfehle ich die Verwendung eines separaten Geräts. Achte beim Kauf auf den passenden Anschluss für deine Kamera.

Zwingend notwendig ist natürlich ein Stativ – je stabiler, umso besser. Die Stabilität des Stativs geht aber immer mit Gewicht einher. Lichtarme Gegenden erfordern meist eine (etwas längere) Wanderung, wodurch zusätzliches Gewicht vermieden werden möchte. Hier muss also jeder einen Mittelweg für sich finden. Viele Stative besitzen einen Haken, an dem man zum Beispiel seinen Rucksack befestigen kann. Dies sorgt für einen stabileren Stand und hilft Gewicht beim Stativ zu sparen. Ich selbst verwende Stative von Leofoto, die mich qualitativ wirklich sehr überzeugen, allerdings sind sie relativ schwer zu bekommen. Alternativ ist sicherlich auch das Rollei C6i ein sehr gutes und vor allem leistbares Stativ.

Besondes wichtig ist auch eine Stirnlampe. Hier empfehle ich ein Gerät mit separat einschaltbarem Rotlicht. Warum ist das wichtig? Der Grund nennt sich Dunkeladaption und beschreibt die Eigenschaft des Auges, sich auf schlechte Lichtverhältnisse einzustellen. Wichtig zu wissen ist, dass dieser Vorgang 30 Minuten und länger dauern kann, wodurch helle Lichtquellen zu vermeiden sind. Rotlicht unterbricht diesen Vorgang nicht und lässt uns weiterhin Sterne und Milchstraße sehen. Empfehlen kann ich hier die PETZL Actik Core. Tipp: Schalte auch alle deine Displays auf ein Minimum (adaptives Licht deaktivieren!).

Da man mitunter einige Stunden an der Location verbringt, empfiehlt sich warmes Gewand (auch im Sommer!) und Verpflegung. So alleine, Stunden verbringend, im Dunkel, macht hungrig – und durstig. Besonders solltest du auf warmes Gewand achten. Wer seinen Standpunkt auf einem Berg gewählt hat, kann auch im Sommer böse Überraschungen erleben. 5°C auf 2000m sind keine Seltenheit und mit etwas Wind geht die gefühlte Temperatur schnell gegen 0 (oder darunter).

Achte auch darauf, dass es in windstillen Nächten (und wenn es kühl wird) feucht wird. Kondenswasser setzt sich über fest und dein gesamtes Equipment wird ordentlich nass. Dies führt unter anderem auch dazu, dass dein Objektiv anläuft. Um dies zu vermeiden, kannst du Wärmepads mitnehmen und um dein Objektiv wickeln (Gummiringerl nicht vergessen). Dadurch bleibt es schön warm und setzt keine Feuchtigkeit an.

Hier noch wild zusammengewürfelt weitere Gegenstände für deine Packliste:

  • Ersatzakkus
  • Taschenlampe
  • Stirnlampe mit separat schaltbarem Rotlicht
  • Powerpack für Smartphone etc.
  • Klebeband um den Fokusring zu fixieren (sofern dein Objekt keinen Lock-Schalter hat)
  • Blitz
  • Ersatzspeicherkarten
  • Mikrofasertuch um das Objektiv zu reinigen
  • Diverse Kabel
  • Isomatte, damit die Wartezeit bequemer ist

Wer weiter und/oder länger auf den Berg geht, benötigt zusätzlich noch zusätzliche (Not-)Ausrüstung, um auf Nummer Sicher zu gehen:

  • Piwaksack, Schlafsack
  • Ersatz-Shirts zum Wechseln
  • Sonnencreme, Libello, Hautcreme
  • Haube, Handschuhe, Schal
  • Jacken (Gore Tex, Daune, windabweisend)
  • Lange Hose
  • Toilettartikel
  • Tabletten

Idealer Zeitpunkt und Ort mit geringer Lichtverschmutzung

Der ideale Zeitpunkt für die Astrofotografie ist zu Neumond gegeben. Zu Neumond ist der Mond dunkel und erhellt den Nachthimmel nicht zusätzlich. Natürlich kann man auch einige Tage bzw. nach Neumond Sterne fotografieren. Je voller der Mond jedoch ist, umso weniger treten die Sterne in den Vordergrund. Es gibt hierzu aber auch ein paar Apps, die sehr gut unterstützen.

PhotoPills ist eine kostenpflichtige Handy-App (ca. 10 Euro). Diese App hilft nicht nur bei der Astrofotografie, denn es werden viele Informationen angezeigt. Dies betrifft alle wichtigen Phasen der Sonnen- bzw. Mondbahn. Besonders interessant ist die Anzeige der Milchstraße. So sieht man sofort, wo sie sich zu einem bestimmten Datum befindet. Das Vorhaben lässt sich mit PhotoPills planen und zusätzlich kann man auch noch Locations pflegen, sich die DoF berechnen lassen und noch vieles mehr.

Besonders hilfreich ist die Light Pollution Map. Darüber bekommst du einen guten Überblick, wo sich lichtarme Gegenden befinden. Städte strahlen unheimlich viel Licht aus, wodurch selbst tief in der Nacht, lange belichtete Fotos vom Nachthimmel sehr hell bzw. gar ganz ausgebrannt sind.

Die richtigen Kamera-Einstellungen

Mit welchen Einstellungen solltest du nun an den Start gehen?

Blende: Offenblende
ISO: 1600-6400, starte bei 3200
Belichtungszeit: 500er Regel, noch besser NPF-Regel

500er Regel

Diese Regel belichtet die maximale Belichtungszeit für Kleinbild/Vollformat-Kameras:
500 / Brennweite = max. Zeit in Sekunden
500 / 15mm = 33,33 Sekunden maximale Belichtung

Bei einer anderen Sensorgröße, muss dies entsprechend berücksichtigt werden:
500 / (Brennweite x Crop-Faktor) = max. Zeit in Sekunden
500 / (16 x 1,6) = 21 Sekunden maximale Belichtung bei einem 16mm-Objektiv an einer Canon APS-C-Kamera (Crop-Faktor 1,6)

NPF-Regel

Die NPF-Regel wurde von der französischen Société Astronomique du Havre entwickelt und beinhält viel mehr Faktoren, als es die 500er Regel (oder andere) tut. So finden Blende, Pixeldichte des Sensors und weitere Faktoren ihren Weg in die Berechnung. Details über die Berechnung findest du hier.

Meiner Erfahrung nach eignet sich die NPF-Regel am besten, da sie nicht nur die Brennweite und die Sensorgröße (wie 500er bzw. 300er) berücksichtigt, sondern auch die Pixeldichte des Sensors und die verwendete Blende. Dadurch verhinderst du, dass die Sterne in der Mitte schön punktförmig abgebildet sind und an den Rändern bereits Ovale oder gar Striche sind.

PhotoPills kann die max. Belichtungszeit für die gewählte Brennweite und Blende nach den unterschiedlichen Regeln berechnen. Diese Zeit sollte nicht überschritten werden, da sich die Sterne natürlich bewegen und dann zu Strichen werden.

Im Vergleich zur 500er Regel liefert mir die NPF-Regel für ein 15mm Objektiv mit Offenblende von 2,5 einen maximalen Belichtungswert von 7,84 Sekunden. Das liegt deutlich unter den 33 Sekunden der 500er Regel, resultiert aber auch in schärferen Fotos.

Welcher ISO-Wert?

Für die Astrofotografie brauchst du einen hohen ISO-Wert. Dieser hängt natürlich vom verwendeten Objektiv und der Offenblende ab.

Ein guter Startwert ist jedoch 3200. Mach die ersten Fotos damit und passe dann den Wert gegebenenfalls auf 1600, eher auf 6400 an. Habe keine Angst vor der hohen ISO, diese Werte sind in der Astrofotografie normal.

Damit die Belichtung korrekt eingestellt ist, verwende das Histogramm deiner Kamera. Dieses zeigt dir, ob du zu sehr im Schwarzbereich bist, oder du evt. zu hell bist.

Scharfstellen

Oftmals wird gefragt, wie man denn das Objektiv scharfstellen kann, wenn es so dunkel ist. Bei einem Objektiv mit Autofokus kann man bei Tageslicht auf einen entfernten Punkt fokussieren (Fokussierung auf unendlich) und dann auf manuelle Fokussierung umstellen. Dann bleibt die letzte Einstellung gültig und die Wartezeit beginnt. Bei einem Objektiv mit manueller Fokussierung kann das natürlich ebenso gemacht werden. Idealerweise verwendet man dazu die Lupe. Kann man erst in der Nacht scharfstellen, dann wird in vielen Fällen der AF streiken. Hierfür einfach einen hellen Stern auswählen und manuell auf ihn fokussieren. Wenn der Stern am kleinsten dargestellt wird, ist man richtig. Verwende Live-View dazu.

Sternenfotos richtig bearbeiten

Die Fotos müssen unbedingt bearbeitet werden. Welchen RAW-Entwickler du hierzu verwendest ist unerheblich. In meinem Fall ist es Adobe Lightroom zusammen mit DxO PhotoLab.

Idealerweise macht ihr 10-20 Fotos direkt hintereinander und legt diese mit einer Stacking-Software übereinander. Nur dadurch erhält ihr den klaren Look, den man immer wieder sieht. Dieser ist mit einem einzigen Foto nicht zu erreichen. Für Windows kann ich als Software Sequator empfehlen.

Für die besten Ergebnisse bearbeitet ihr die Fotos vor dem Stacking. Dies betrifft beispielsweise die Anpassung der Helligkeit oder des Weißabgleichs. Dazu führst du zuerst deine Bearbeitungsschritte am ersten Foto aus und kopierst die Entwicklungseinstellungen dann auf alle anderen Fotos. Für diese Entwicklung ist es natürlich auch notwendig, dass die Fotos im RAW-Format durch die Kamera aufgezeichnet werden (als Farbraum solltest du AdobeRGB einstellen).

Nun führst du die Fotos per Stacking zusammen. Achte darauf, dass du immer mit der vollen Auflösung deiner Bilder arbeitest. Als Endergebnis bekommst du ein einziges Foto, welches du wieder in der Software deiner Wahl (ich nehme hierzu dann DxO PhotoLab) bearbeiten kannst.

Fazit

Mit diesen Tipps sollte man ganz gut zu ersten Ergebnissen kommen. Natürlich – wie immer – ist ein wenig Übung und Erfahrung hilfreich. Viel Spaß und gut Licht.