Mit dem Umstieg auf Linux, musste ich meine bisher gewohnte Software ändern. Als Bildverwaltung setzte ich auf digiKam.

Hinweis

Ich bin kein Linux-Profi und erst relativ frisch von Windows auf Linux umgestiegen (wie ich hier berichte). Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es bessere Lösungen gibt bzw. sich einige Probleme eventuell sehr einfach beheben lassen. In dem Fall freue ich mich natürlich über einen Hinweis.

Nun ist dies einige Monate her und es ist Zeit für ein erstes Resumée. Wie geht es mir mit digiKam, was ist gut, was ist schlecht. Zur Erinnerung, digiKam gibt es auch für andere Plattformen. Windows zum Beispiel.

Arbeit mit unterschiedlichen Versionen bzw. Bereitstellungsmöglichkeiten

Unter Linux kann Software über Paketverwaltungen installiert werden (natürlich kann man auch selbst kompilieren, aber das ist eine andere Geschichte). Dabei gibt es Systempakete, die in offiziellen Quellen gepflegt und verteilt werden. So können auch Aktualisierungen super einfach erhalten werden. Eine weitere Variante stellt Flatpak dar. Damit bekommt man Software mit allen Abhängigkeiten in einer Sandbox-Umgebung, d.h. in einer vom restlichen System etwas abgeschotteteren Variante. Aber warum erzähle ich das?

Als Systempaket wird für meine Linux-Wahl (Mint Linux) die Version 7.5.0 von digiKam verteilt. Diese bietet aber einige Features nicht. Beispielsweise eine Unterstützung für das HEIF-Format. Auch Metadaten und EXIF-Daten werden in der aktuellen Version 8.1.0 besser unterstützt. Zudem erscheint mir auch die Performance wesentlich besser zu sein. ABER: Version 8+ wäre wünschenswert, da die Version 7.5.0 mit HEIF-Dateien nicht nur nicht umgehen kann, sondern auch abstürzt, wenn ein Verzeichnis mit derartigen Dateien verarbeitet werden soll. Das HEIF-Format verwende ich auf meiner Fujifilm X-T5 als zusätzliche Speicheroption zur RAW-Datei.

Die aktuellste Version ist jedoch über den Paketmanager nur per Flatpak verfügbar. Wie schon oben beschrieben, läuft die Software damit in einer Sandbox, was den Zugriff auf das restliche System einschränkt. Das äußert sich unter anderem dadurch, dass Fotos nicht mehr mit am System vorhandenen Programmen (z.B. darktable, Gimp etc.) geöffnet werden kann – denn diese werden schlicht nicht gefunden. Das ist unpraktisch und eine Konfigurationsmöglichkeit habe ich nicht gefunden.

Über die eigene Update-Funktionalität von digiKam habe ich die aus dem Systempaket installierte Version, dann aktualisiert bekommen. Dadurch erhält man ein AppImage, das ebenfalls eine Art Sandbox ist, aber wohl eine bessere Integration mit dem restlichen System hat. Die volle Integration der installierten Software ist damit aber dennoch nicht gegeben, was den gesamten Prozess etwas verkompliziert, denn ich ich bekommt keine Auflistung der möglichen grafischen Software, sondern muss diese jedes Mal manuell eingeben. Das ist mühsam.

Langsame Indizierung

Die Indizierung der Fotos ist sehr langsam. Das geht schnell in die Stunden bei einigen tausend Fotos. Auffallend ist, dass die ersten Fotos relativ schnell abgearbeitet werden, mit Fortdauer die Indizierung aber immer langsamer wird. Die Indizierung muss beim Verschieben der Fotos auf andere Laufwerke wiederholt werden, was durchaus mühsam sein kann. Das Verschieben von Ordnern funktioniert in der Software nur innerhalb der Alben-Struktur.

Viele Möglichkeiten und einfache Handhabung

digiKam kommt mit einer sehr großen Menge an Möglichkeiten daher. Es braucht eine gewisse Einarbeitungszeit, um einen passenden Umgang mit der Software zu finden. Danach ist sie superschnell und einfach in der Verwendung.

Die Performance ist in der täglichen Verwendung (wenn einmal alles indiziert ist) sehr gut. Es lässt sich sehr angenehm mit der Software arbeiten, es gibt kaum Wartezeiten und das bei 170.000 Fotos in der kompletten Bibliothek.

Die Arbeit mit Stichwörtern funktioniert sehr gut. Diese können schnell und einfach (auch an mehrere Fotos) zugewiesen werden. Ebenso funktioniert die Suche/Filterung danach.

Generell kann sehr einfach mit allen Metadaten gearbeitet werden. Titel und Beschreibungen können bequem eingegeben werden. Es fehlt nichts.

digiKam hat zudem eine eigene Bildbearbeitung, die viele Foto-Optimierungen bietet, aber eben auch alle Basiswerkzeuge zur RAW-Entwicklung von Fotos. Damit können auch innerhalb von digiKam schnelle Anpassungen ohne Darktable, RawTherapee und dergleichen vorgenommen werden. Und dabei stehen wirklich sehr viele Möglichkeiten bereit. Von automatischen Farkkorrekturen, über zahlreiche Verbesserungsmöglichkeiten, Umformungen, Effekten und dergleichen können z.B. auch Rahmen erzeugt werden.

Es gibt auch noch weitere Funktionalitäten wie das Erstellen von Panoramen, OCR-Textkonvertierungen, Erstellung von Kalendern und vieles mehr. Ein wirklich sehr üppiges Stück Software.

RAW-Darstellung

Gerade mit meinen Fujifilm-Kameras verwende ich sehr gerne Filmsimulationen und setze auch auf eigene Anpassungen. Das wird auch so genau ins JPEG geschrieben. Das RAW selbst hat aber die originalen Daten ohne diese Änderungen.

digiKam zeigt nun aber in der Standardeinstellung die eingebetteten Bilder RAW-Dateien an, welche wiederrum die Einstellungen der Filmsimulationen (in meinem Fall) widerspiegeln. In den Einstellungen kann dies für die Vorschau einzelner Bilder geändert werden, nicht aber für die Rasteransicht.

digiKam im Gesamtprozess

Ich verwende bisher für die Verwaltung der Fotos (Stichwörter etc.) digiKam, für die Bearbeitung Darktable. In Summe ist der Prozess jedoch schwierig. Negativ zu tragen kommt die fehlende Möglichkeit, Darktable einfach aus digiKam aufzurufen, wenn mit einem AppImage gearbeitet wird. Zudem werden Bearbeitungen in digiKam nicht angezeigt (immer nur das eingebettete Foto der RAW-Datei).

Aus diesen Gründen kann ich folgende Empfehlungen abgeben:

  1. Wenn du mit den (durchaus zahlreichen) Möglichkeiten der Bildbearbeitung von digiKam dein Auslangen findest, dann empfehle ich eindeutig digiKam. Gerade der Umgang mit Stichwörtern, Filterungen, Suchmöglichkeiten usw. sind sehr fein und erleichtern die Verwaltung der eigenen Fotos ungemein.
  2. Bearbeitest du deine Fotos mit Darktable, dann empfehle ich die ausschließliche Nutzung von Darktable. Auch der Fotoverwaltung. Im Gesamtprozess lässt es sich so wesentlich einfacher arbeiten.
  3. Verwendest du einen RAW-Entwickler, der selbst keine Verwaltung besitzt, dann kann hier durchaus digiKam zum Einsatz kommen. Ob der Gesamtprozess für dich dann funktioniert, musst du dir ansehen.

Ich für meinen Teil habe mich für Variante 2 entschieden und werde diese vorerst intensiver verfolgen.

Wenn du ähnlich, oder gar vollkommen andere Erfahrungen gemacht hast, dann lasse es uns wissen und schreibe einen Kommentar.