Nein, es geht nicht um die bestehenden Fotos. Es geht um das Foto, das du gerade machen möchtest. Du entdeckst ein Motiv. Es erweckt dein Interesse. Du zückst die Kamera .. und drückst ab. Ein kurzer Moment des Glücksgefühls. Tolles Foto. Nächstes Motiv anywhere?

So läuft es bei ganz vielen sehr häufig. Zeitweise auch bei mir. Dabei lassen wir auf diese Art und Weise ganz tolle Fotos liegen und nehmen sie nicht mit.

Wohin möchte ich mit diesem Beitrag?

Ich war früh am Morgen auf den Weg in den Wald. Am Wegesrand entdeckte ich ein perfektes Spinnennetz. Genau in der Mitte verharrte eine Spinne und wartete auf ihr Frühstück. Einfach perfekt. Natürlich habe ich ein Foto gemacht. Anstatt aber weiter zu gehen, versuchte ich, mein Ergebnis zu verbessern. Und genau diesen Prozess möchte ich dir hier anhand der entstandenen Fotos zeigen.

Hinweis: Mir geht es nicht um die Bildqualität des Fotos – die könnte besser sein, da ich weder Makro noch Stativ dabei hatte. Anhand der Bildwirkung erkennt man aber auf jeden Fall, worauf ich hinaus möchte.

Vom Schnappschuss zum fertigen Foto

Die nachfolgenden Fotos sind nicht beschnitten und wurden genau so aufgenommen. Ich habe lediglich ein paar Korrekturen (hauptsächlich an der Helligkeit) vorgenommen.

Bild 1

Ich habe das Spinnennetz erkannt und mit dem Objektiv drauf gehalten. Man erkennt den Schnappschuss. Keine Komposition, durch das Bild verlaufende Grashalme, unten ein weiteres Gewächs mit Blättern darauf.

Bild 1: Das Bild zeigt eine Spinne in ihrem Netz. Das Foto ist unaufgeräumt, es gibt viele störende Elemente.

Bild 2

Das Bild muss „cleaner“ werden. Störendes muss raus, oder so positioniert werden, dass es in der Nachbearbeitung einfach entfernt werden kann. Alles geht in Richtung Detail. Nächste Erkenntnis? Bauchfotos von Spinnen sind nett, aber vielleicht doch die Seite wechseln.

Bild 2: Das Bild zeigt eine Spinne in der Mitte ihres Netzes. Im Vergleich zu Bild 1 zeigt es mehr Detail und weniger Unruhe, da störende Elemente fehlen.

Bild 3

Die Seite ist gewechselt. Das sieht doch schon viel besser aus. Die störenden Elemente wurde großteils entfernt. Aber spannend ist das Foto nicht. Die mittlere „freie“ Zone wurde unten abgeschnitten. Eventuell kann man damit etwas machen.

Bild 3: Das Bild zeigt eine Spinne in der Mitte ihres Netzes. Das Foto ist im querformat.

Bild 4

Dann probieren wir doch einfach mal Hochformat aus. Das Netz der Spinne stellt einen wunderbaren Rahmen um sie selbst dar. Warum diesen also nicht nutzen? Das sieht schon definitiv spannender aus. Daraus kann man sicherlich ein ganz passables Foto machen. Schlussendlich finde ich es ok, aber vom Hocker haut es mich nicht.

Bild 4: Das Bild zeigt eine Spinne in der Mitte ihres Netzes. Das Foto ist im Hochformat. Die kreisförmigen Netzfäden Rahmen die Spinne ein.

Bild 5

Bisher habe ich immer frontal drauf gehalten. Die Spinne hängt so wunderbar im Netz und der Wind bläht das Netz auch immer wieder auf. Da könnte doch ein Foto von der Seite spannend wirken. Und ganz ehrlich, sooo oft sieht man das dann nicht. Gedacht, probiert. Viel besser, oder?

Bild 5: Das Bild zeigt eine Spinne auf ihrem Netz von der Seite. Das Foto ist im Hochformat, die linke diagonale Seite ist das Netz, in der Mitte sitzt die Spinne, die rechte diagonale Seite ist grüner unscharfer Hintergrund.

Bild 6

Das bisherige Ergebnis gefällt mir schon ganz gut. Aber ein wenig mehr muss da noch gehen. Einfach auch hier mal im Querformat probieren. Das sieht schon ganz nett aus. Rechts sind wieder einige Blätter im Bild und der Hintergrund ist definitiv nicht sooo ideal. Der Gedanke nach einem Makro kommt gerade extrem auf. Das Netz gefällt mir noch nicht so richtig gut. Interessant wirkt das Foto allerdings.

Bild 6 ist eine ähnliche Aufnahme wie Bild 6. Das Foto ist aber im Querformat. Der Hintergrund ist unruhiger, es stehen noch Blätter ins Bild.

Bild 7

Da mir der grundlegende Aufbau gut gefällt, bleibe ich dabei. Der Wind bewegt das Netz immer wieder und ich versuche dieses anders als im letzten Foto abzubilden. Bei Bild 6 ist mir die Mitte des Netzes zu schwarz und ich würde die Spinne gerne besser absetzen. Das ist durch die Bewegung nun etwas Glücksspiel, gelang aber dann doch schon mit Bild 7. Mit dieser Variante bin ich (mit den technischen Möglichkeiten, die mir das Objektiv bietet) zufrieden.

Bild 7 entspricht Bild 6, allerdings ist das Netz stimmiger abgebildet und sorgt in Summe für mehr Kontrast.

Das bearbeitete Bild

Ich bearbeite meine Fotos grundsätzlich. So auch dieses. Rechts unten die Blätter stören und müssen entfernt werden. Also beschneide ich das Foto und mache zahlreiche weitere Anpassungen. In Summe ist mir das Foto zu unruhig und zu dunkel. Hauptsächlich versuche ich dahingehend Verbesserungen zu erreichen.

Und so sieht mein Ergebnis aus:

Bild 8 ist Bild 7, allerdings bearbeitet. Störende Elemente wurden aus dem Foto entfernt, der Kontrast abgesenkt, um die Unruhe zu minimieren. Die Spinne wurde etwas herausgearbeitet.

Regelmäßige Leser*innen meines Blogs wissen, dass ich unheimlich auf Schwarzweiß-Fotos stehe, deshalb gibt es auch in diese Richtung noch eine Ausarbeitung. Es handelt sich hierbei um einen Ausschnitt aus Bild 7.

EIn Ausschnitt aus Bild 7, schwarzweiß bearbeitet. Es ist im Hochformat und zeigt die Spinne links oben im Goldenen Schnitt.

Zum Schluss gibt es noch ein kurzes Video:

https://cliptube.org/w/g14BghMqu45YtmRre9jYdj

Fazit

Unabhängig davon, ob dir mein Foto gefällt, dieser Beitrag zeigt deutlich, wie man ein Foto entwickeln kann. In manchen Fällen ist das erste Foto das absolut beste. Aber oft ist das nicht der Fall. Hat man Interesse an einem Motiv, muss man es von unterschiedlichen Seiten betrachten und viele Herangehensweisen testen. Schon während des Fotografierens merkt man, wenn die Richtung stimmt.

Bei Interesse wirf einen Blick auf meine 25+ Tipps und Tricks zur Fotografie. Diese helfen dir auf jeden Fall, dich fotografisch weiter zu entwickeln.