Wir reden so häufig über Gear. Kameras, Objektive, Filter und was es sonst noch alles gibt, wird auf und ab diskutiert. Aber die beste Ausrüstung hilft nichts, wenn du als fotografierende Person einfach zu faul bist. Faul kann man auf so vielen unterschiedlichen Ebenen sein. Auf einige möchte ich hier eingehen.

Früh aufstehen, Anstrengung und Kälte, Motivation

Fotos, wie das nachkommende bringen tolles Feedback. Aber eben auch die Frage, wie es entstanden ist und dass man solche Fotos auch selbst machen möchte. Aber spätestens, wenn ich erwähne, dass ich um 5 Uhr Morgens aufstehen musste, sind viele schon weniger begeistert. Die -10°C senken die Motivation des Gegenübers weiter. Auch die 300-400 Höhenmeter, die im Dunkeln mit Stirnlampe bei Eis überwunden werden müssen lösen oft eher Unbehagen aus. Und wenn ich dann noch erwähne, dass ich in der Zeit vor dieser Aufnahme drei bis viermal hintereinander den gleichen Ort früh Morgens besucht habe (einmal mit zusätzlich ca. 80 km/h Wind), dann bleibt kaum noch Restmotivation.

Aber genau dieses extra Engagement ist der Weg zu besseren und interessanteren Fotos. Das Equipment ist dabei relativ egal. Das Foto wird durch die schöne Lichtstimmung, den Schnee und die Komposition gemacht. Ersteres ist den ersten Sonnenminuten am Tag gemeinsam mit dem Hochnebel geschuldet. Der Schnee natürlich dem Winter und die Komposition entsteht durch die fotografierende Person. Wenn du jetzt noch ein scharfes Foto machen kannst ist alles perfekt. Sensorgröße und verwendetes Objektiv interessieren dabei nicht.

Auch das nächste Foto ist früh am Morgen im Winter entstanden. Im Dunkeln, ebenfalls mit Stirnlampe gab es eine Wanderung um den See. Hier waren zwar keine Höhenmeter zu machen, aber die Gegend war unbekannt und ein passender Platz musste frühzeitig gefunden werden. Schlussendlich muss man dann auf die richtige bzw. gewünschte Lichtstimmung warten. Bei Minusgraden Stunden auszuharren, kann durchaus ungemütlich sein.

Wunderschöne, mit Schnee bedeckte Bergkette. Rechts und LInks sieht man Nadelbäume, die noch im Dunkel liegen. Die gesamte Szene spiegelt sich in einem See.

Wer hier lieber auf seiner Couch liegt (was durchaus legitim ist und in manchen Momenten erstrebenswerter erscheint), wird solche Fotos einfach nicht machen. Das muss einem dann auch bewusst sein.

Warten, Geduld

Für manche Fotos braucht man auch jede Menge Sitzfleisch. Stundenlanges Warten und hoffen, dass dann alle Bedingungen wie gewünscht sind.

In der Astrofotografie macht man manche Vorbereitungen noch im Sonnenlicht. Von da weg bis die Dunkelheit alles vereinnahmt und die Milchstraße sichtbar wird, können einige Stunden vergehen.

Warten ist auch besonders in der Streetfotografie angesagt. Hier zahlt es sich oft aus, etwas länger an einer interessanten Stelle zu verharren und beispielsweise auf Menschen zu warten, die durchs Bild gehen, oder mit dem Fahrrad unterwegs sind. Selbst dann, wenn es einen schon weiterzieht und sich im Hinterkopf das Gefühl entwickelt, man könnte an anderer Stelle etwas versäumen. Die besten Fotos entstehen nicht einfach nur so. Die Vorbereitungen oder das notwendige Ausharren, sieht man den Fotos nur in der Regel nicht an.

Perspektivenwechsel, Abstand, Position

Etwas Tolles gesehen, Kamera hoch, zack, Foto, fertig? Nein. Wenn dir etwas ins Auge sticht, dann ändere die Position. Eventuell gibt es eine wesentlich bessere Perspektive, einen besseren Winkel, man kann etwas mit in den Vordergrund nehmen.

Hin und wieder wirst du die Erfahrung machen, dass das erste Foto schon das bestmögliche Ergebnis war, aber sehr häufig findest du eine wesentlich bessere Variante.

Beim nachfolgenden Foto war der Hintergrund nicht so einfach in den Griff zu bekommen. Natürlich wollte ich die tiefstehende Sonne ausnutzen, jedoch gab es viele Gräser und kleine Büsche, die zu nahe dran waren und somit die Stimmung abgelenkt hätten bzw. das Foto unruhig werden ließen. Daher war es notwendig, viele Positionen und unterschiedliche Brennweiten auszuprobieren. Das Ergebnis ist sehr schön, wäre aber ohne etwas Aufwand nicht entstanden.

Violette Blumen im gelben Sonnenlicht.

Fazit

Vielleicht kennst du das Verlangen danach, fotografieren zu gehen. Allerdings nimmst du dir kaum Zeit, hoffst aber dennoch auf DAS Foto. Die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass genau das passiert. Wie bei vielen (wenn nicht allen) anderen Dingen auch: Wenn etwas gut werden soll, dann braucht es die nötige Aufmerksamkeit. Vor allem wollen wir ja schlussendlich auch reproduzierbare Ergebnisse. Einen Zufallstreffer kann jeder landen.