Jetzt kommen die kleinen bunten Freuden des Frühlings wieder heraus und wollen natürlich fotografiert werden. Wie machst du das am Besten und worauf ist zu achten? Dieser Beitrag gibt ein paar Tipps.

Ausrüstung

Die kleinen Frühblüher können mit vielen unterschiedlichen Ausrüstungen fotografiert werden. Ich hab hier ein paar Beispiele, die dir zeigen, was du alles verwenden kannst. Unterhalb findest du auch ein paar Beispiele mit den entsprechenden Daten und Informationen.

Altglas – die Budget-Ausrüstung mit Charme

Es muss nicht immer die überteuerte Profi-Ausrüstung sein. Gerade bei dieser Art der Fotografie lässt es sich wunderbar mit alten Objektiven arbeiten. Der 50mm-Bereich ist sehr stark ausgeprägt und es gibt wirklich sehr gute Objektive. Davon abgesehen haben alte Objektive ihren eigenen Charakter – das können moderne Objektive nicht mehr bieten. Ich verwende dafür gerne das Yashica ML 50mm F/1.7 oder das Asahi Super-Takumar 50mm F/1.4. Beide Objektive haben ein wunderbares Bokeh und liefern beeindruckende Ergebnisse.

Dazu verwende ich zusätzlich einen Markoring, um die Aufnahme noch etwas zu vergrößern. Der Makroring sollte aber keinen zu großen Abstand haben, da sonst die gesamte Blume nicht mehr aufs Bild passt.

Fujifilm X-T2 + Fujifilm MCEX-11 + Yashica ML 50mm

Detailaufnahmen mit dem Makroobjektiv

Besonders bieten sich natürlich auch Makroobjektive an. Gerade wenn man sich auf dieses Gebiet spezialisiert hat, wird man über kurz oder lang dabei landen. Ich für meinen Teil habe im Makrobereich nur ein 35mm-Objektiv, das ich für diese Fotografie nicht heran ziehe.

Dementsprechend kann ich hierzu auch kein Foto anbieten.

Tele-Objektiv als Makroersatz

Eine sehr gut funktionierende Variante ist die Verwendung eines Tele-Objektivs. Mit allem ab 80 Millimeter kann man ganz gut arbeiten. Allerdings ist darauf zu achten, dass mit zunehmend hohem Brennweitenbereich auch der Schärfentiefenbereich immer schmäler wird. Wer also die Blume von vorne bis hinten scharf haben möchte muss dann eventuell auf Fokusstacking zurückgreifen.

Canon EOS R6 Mark II + RF70-200mm F4 L IS USM

Aufnahmehöhe

Wo sind die Blumen? Am Boden. Richtig. Und genau dort musst du auch hin. Am Besten fotografierst du waagrecht, allerdings musst du auf den Hintergrund achten. Im Grund möchte man einen schönen weichen und vor allem ruhigen Hintergrund.

Nun kann man aber die Pflanze nicht einfach an einen anderen Ort verfrachten, also muss man aus den Gegebenheiten das Beste machen. Wenn man keine Position mit schönem Hintergrund findet, reicht eventuell auch eine leicht erhöhte Position.

Fujifilm X-T2 + Fujifilm MCEX11 + Super Takumar 50mm F/1.4

Vermeide allerdings Fotos aus der Vogelperspektive. Dadurch entsteht keinerlei Unschärfebereich und die Blume befindet sich quasi auf der gleichen Schärfenebene wie der Rasen. Genau das wollen wir vermeiden.

Aktuelle Kameras bieten oft klappbare Displays, damit wird das relativ einfach. Bietet das deine Kamera nicht, dann empfehle ich – sofern möglich – eine ISO-Matte, damit man sich bequem auf den Boden legen kann.

Zusätzlich empfiehlt sich eine Unterlage für die Kamera, wenn man sie auf den Boden legt (sofern sie nicht wetterfest ist) oder ein kleines Stativ.

Einstellungen

Die Blende hängt ein wenig von der verwendeten Brennweite ab und wie du den Hintergrund haben möchtest. Soll er schön weich sein, dann musst du die Blende möglichst weit öffnen (kleine Blendenzahl). Dadurch kann es sein, dass die Blume nicht vollkommen scharf ist, sondern schon ein Teil in der Unschärfe verschwindet. Wenn du das nicht möchtest, musst du die Blende etwas weiter schließen.

Die Belichtungszeit hängt von ein paar Faktoren ab. Herrscht Windstille, dann kann die Belichtungszeit schon etwas niedriger sein. Das ist aber abhängig von der Brennweite und ob die Kamera einen Bildstabilisator besitzt. Die weiter oben gezeigten und mit der Fujifilm X-T2 gemachten Fotos wurden mit 1/200s bei 50mm (mit 1.5 Crop) aufgenommen.

Die ISO stelle ich meist auf den niedrigsten Bereich und prüfe dann, wie es sich in Verbindung mit der Blende und der Belichtungszeit ausgeht. Bei Verwendung eines Stativs, nehme ich den niedrigst möglichen Wert, sonst verwende ich ISO-Auto bzw. einen möglichst optimalen ISO-Wert für meine Kamera.

Licht

Was das Licht angeht, sitzen wir etwas in der Klemme. In der Früh gibt es natürlich ein wunderschönes, weiches Licht. Aber auch die Blumen schlafen und öffnen sich erst etwas später. An vielen Stellen wird es auch schon relativ früh finster, wodurch auch die späte Sonne nicht immer genutzt werden kann. Oft bleibt daher nichts übrig, als unter Tags auf Foto-Safari zu gehen.

Im Grund kann man aber zu jeder Tageszeit tolle Fotos machen. Ich würde mich daher von den Lichtverhältnissen nicht unbedingt aufhalten lassen. In der Früh hat man eventuell schöne Tautropfen, die toll aussehen. Zur Mittagszeit findet man eventuell auch im Wald Möglichkeiten und kann so dem harten Licht etwas aus dem Weg gehen.

Viel wichtiger als die Tageszeit ist die passende Lichtstimmung im Foto. Gerade bei hartem Licht ist es oft schwierig, eine richtige Balance zu finden. Da muss man schon beim Finden des passenden Ausschnitts ein wenig darauf achten.

Unruhe vermeiden

Neben dem passenden Licht, der das Foto stimmig – oder eben nicht stimmig – erscheinen lässt, ist ein ruhiger Hintergrund besonders wichtig. Ist dieser zu unruhig, dann wirkt das gesamte Foto nicht, auch wenn es technisch perfekt umgesetzt wurde.

Hier ein Beispiel:

Canon EOS R + Tamron 35-150mm F/2.8-4.0 Di VC OSD

Die Blume ist super scharf und auch mit dem Schattenspiel der Staubblätter bin ich durchaus zufrieden, aber links und rechts ist zuviel weiteres Gewächs, das zu wenig in der Unschärfe ist. Einige Ästchen gehen dahinter durchs Bild und werden zudem von der Sonne erhält, was das Auge direkt dorthin wandern lässt. Als Ergebnis springt das Auge durchs Foto und kann die schöne Blüte nicht wirklich festmachen. Genau das gilt es zu vermeiden.

Bildgestaltung

Wir hatten oben schon das Thema Perspektive. Wie in vielen fotografischen Bereichen muss man auch noch auf weitere Themen achten. Nicht umsonst gibt es den Spruch Vordergrund macht Bild gesund. Ganz nach diesem Motto kann man darauf achten, etwas in den Vordergrund zu nehmen. Im Normalfall wird dies ohnehin gänzlich unscharf, lenkt aber den Blick auf das Motiv.

Im nächsten Foto sind zahlreiche Grashalme „im Weg“ und sorgen so für viele unscharfe Bereiche. Je nach Lichtverhältnissen kann man durchaus auch einmal eine Schwarzweiß-Entwicklung wagen.

Fujifilm X-E4 + Fujifilm XF 70-300mm

Auch das nachfolgende Foto besitzt einen unscharfen Vordergrund, der quasi nahtlos in den Hintergrund übergeht. Nur das Motiv selbst wird scharf abgebildet.

Fujifilm X-E4 + Fujifilm XF 50mm

Fazit

Wie du siehst, kannst du mit jeglichem Equipment schöne Fotos im Frühling machen. Vom Altglas, über moderne 50mm-Objektive bis hin zum Tele-Objektiv und von einer älteren Kamera bis hin zu einem aktuellen Modell ist auch bei meinen gezeigten Bildern alles vertreten. Deshalb, geh zur Blütezeit hinaus und mach Fotos. Die ersten Fotos werden vielleicht unscharf sein, eventuell passt auch die Positionierung nicht optimal, es wird eventuell Unruhe im Bild sein, aber das wird alles sehr schnell besser. Auf jeden Fall wünsche ich dir viel Spaß.