Seit ich fotografiere, verwalte und entwickle ich meine Fotos unter Windows. Wie auch in der Apple-Welt, gibt es sehr viele Anbieter mit professionellen und ausgereiften Lösungen. Allen voran Adobe mit Lightroom, DxO mit PhotoLab usw. Aber wie sieht das unter Linux aus? Welche Möglichkeiten gibt es und reichen die vorhandenen Möglichkeiten zumindest für einen ambitionierten Hobbyfotografen?

RawTherapee

Screenshot von RawTherapee bei der Bearbeitung eines Fotos
RawTherapee bei der Bearbeitung eines Fotos

RawTherapee kommt sehr aufgeräumt daher. An die Bedienung hat man sich sehr schnell gewöhnt und kann sofort loslegen.

Fotos müssen keine importiert werden, man kann sofort loslegen, die vorhandenen Fotoordner auswählen und Fotos entwickeln.

In Zusammenhang mit Fujifilm ist mir aufgefallen, dass bei den RAW-Dateien auf der rechten Seite ein schwarzer Rahmen angezeigt wird, der bei den JPGs nicht vorhanden ist. RAW-Dateien eines anderen Herstellers habe ich noch nicht getestet.

Besonders gut finde ich die Warteschlange. Hier kann man Fotos entweder sofort oder im Bulk durchführen lassen.

Was mir persönlich fehlt, ist die Möglichkeit, direkt im Entwicklungswerkzeug Rahmen zu setzen. Somit muss ich auf ein externes Tool zurückgreifen.

Darktable

Screenshot von Darktable, das gerade ein Foto in der RAW-Entwicklung geöffnet hat.
Darktable in der Dunkelkammer bei der Bearbeitung eines Fotos

Fotos müssen in eine interne Datenbank importiert werden. Das geht einigermaßen schnell. Bis zu 40.000 Bilder sind (ohne kopieren) schnell importiert. Mit zunehmender Anzahl an zu importierenden Fotos, wird der Import langsamer. Hier empfehle ich, ein Unterteilen in max. 30-40.000 Fotos. Anschließend steht ein einfaches Digital Asset Management (DAM) zur Verfügung.

Besonders cool wäre es, könnte man einen Lightroom-Katalog importieren, allerdings habe ich eine entsprechende Möglichkeit nicht gefunden. Allerdings interpretieren alle RAW-Entwickler die Entwicklungseinstellung. Dies bedeutet, dass sich eine 1:1 Übernahme ohnehin nur schwer machen lässt.

Was aber durchaus geht: Man kann in Lightroom Classic sogenannte Sidecar-Dateien aktivieren. Das sind XMP-Dateien (Extensible Metadata Platform) und enthalten alle Metadaten. Unter Bearbeiten -> Katalogeinstellungen unter der Registerkarte Metadaten findet sich die Einstellung Änderungen automatisch in XMP speichern. Alle Änderungen an den Metadaten werden dann automatisch in eine solche Datei geschrieben und werden beim Import durch Darktable ausgelesen.

Positiv aufgefallen ist mir, dass das DAM („Leuchttisch“) sehr schnell ist. Es macht wirklich Spaß, damit zu arbeiten.

Es empfiehlt sich, einen Blick in die Einstellungen von Darktable zu werfen. Hier lässt sich sehr viel anpassen. Standardmäßig kann man mit dem Scrollrad in den Modulen die Werte anpassen, dafür scrollen die Module nicht. Das finde ich sehr nervig, kann aber angepasst werden.

Die Entwicklung des RAW-Biles geht schnell von der Hand, Änderungen werden ausreichend schnell angezeigt.

Digikam

Screenshot der Software Digikam
Digikam in der Albums-Übersicht

Mit Digikam können Fotos importiert, exportiert und verwaltet werden. Es verwaltet Fotos in Alben. Dazu verwendet es eine Datenbank um Informationen zu hinterlegen.

  • Gesichtererkunngen
  • Entfernung rote Augen
  • Verwaltung von Alben
  • Stichwörter
  • Zeitleiste
  • Map
  • Export auf zahlreiche Plattformen
  • Diashow
  • uvm.

Die Software kann unheimlich viel. Hat man einen einzigen Ordner für seine Fotos, kann dieser beim ersten Start als BIldordner angegeben werden und alle darin enthaltenen Fotos werden eingelesen. Unter Einstellungen / digiKam einrichten / Sammlungen ist es zudem möglich, weitere Plätze mit Fotos einzubinden. Diese werden dann eingelesen (Metadaten, nicht kopiert) und als Alben abgelegt. Wenige Fotos sind in kurzer Zeit eingelesen. Bei einem Jahresspeicherplatz mit gesamt ca. 16.000 Fotos hat Digikam in 2h 11min gerade einmal vier Monate geschafft (Ryzen 5, 32GB RAM, alles SSD). Möglicherweise kann man hier noch tunen, aber bei insgesamt 15 Jahren an Fotos wird das Einlesen schwierig.

Durch die vielen Funktionalitäten muss man sich längere Zeit einarbeiten, um sich zurecht zu finden. Auch die Importzeit bei wirklich vielen Fotos ist durchaus mühsam. Hat man ein paar Stunden mit der Software verbracht, kann man sehr gut damit arbeiten. Damit wird Digikam vorerst Teil meines Workflows. Ob ich meine Entscheidung bestätigen oder revidieren werde, wird die Zeit zeigen.

gThumb

Screenshot von gThumb mit der Anzeige von Fujifilm RAW-Dateien (RAF-Format)

Diese Software kommt aus dem GNOME-Projekt und bietet durchaus einige gute Funktionen an. Als RAW-Entwickler würde ich die Software nun nicht durchgehen lassen. Es können aber unter anderem RAW-Dateien angezeigt werden (für Fujifilm-RAF-Dateien relativ langsam), Hauptanwendungsgebiet dürften aber JPGs sein. Damit ist die Software auch richtig schnell.

Folgende Möglichkeiten stehen bereit:

  • Bewertungen
  • Bearbeitungen (Farben, Drehungen, Formate)
  • Schlagwörter
  • Kommentare

Damit eignet sich diese Software für schnelle und einfache Korrekturen an Bildern durchaus. Komplexere Entwicklungen sehe ich damit nicht.

Wer immer wieder einmal ein Tool braucht, um Dateien zu duplizieren und Größen zu ändern, hat hiermit sicherlich ein tolles Werkzeug gefunden.

Shotwell

Shotwell bietet etwas, das z.B. Digikam nicht bietet. Damit ist es möglich, bestehende Strukturen zu übernehmen. Um genau zu sein, bekommt man zur Auswahl geestellt, ob zu importierende Fotos kopiert oder nur referenziert werden sollen. Das funktioniert auch mit RAW-Dateien.

Es können Anpassungen an den Fotos vorgenommen werden, und auch eine Möglichkeit, Stichwörter zu verwalten, gibt es.

Funktionen in der Übersicht:

  • Zuschneiden und Ausrichten
  • Rote Augen korrigieren
  • Anpassen (Belichtung, Sättigung, Farbton, Temperatur usw.)
  • Automatisches Verbessern
  • Berwerten und Markieren

Die Software reagiert sehr schnell und macht in Summe einen sehr guten Eindruck.

Gimp

Eines der bekanntesten Werkzeuge ist Gimp. Damit handelt es sich um eine Photoshop-Alternative, die im Grunde dieselbe Funktionalität mit sich bringt. Im Laufe der Zeit hat sich auch das Look & Feel dem Produkt von Adobe angenähert, sodass ein Umstieg mittlerweile sehr einfach zu machen ist.

Auf jeden Fall bekommt man hier eine Software, mit der man professionelle Bildbearbeitung mit zahlreichen Möglichkeiten und Filtern betreiben kann.

Fazit

Es gibt einiges an Software bezüglich Fotobearbeitung und -verwaltung unter Linux. Die vorgestellten Tools haben alle ihre Berechtigung und sind teilweise den Produkten bekannter Hersteller ebenbürtig.

Was mir persönlich noch fehlt ist ein gutes Werkzeug für die Stichwort-Verwaltung. Dafür habe ich allerdings unter Windows schon keine wirklich gute Lösung gefunden.

Auf jeden Fall freue ich mich über jeden Kommentar mit einem weiteren Software-Tipp. Was verwendest du bzw. mit welcher Software hast du gute Erfahrungen gemacht?

Historie

20.07.2023: Klarstellung Limitation Alben-System von Digikam + Hinweis, dass das Referenzieren (nicht kopieren) von mehreren (vorhandenen) Quellen bei Digikam durchaus möglich ist.

21.07.2023: Anpassung Digikam Abschnitt – wird Teil meines Prozesses