Nicht das Gerät macht das Foto, sondern der Mensch. Bessere „Hardware“ sorgt zwar für ein noch hochauflösenderes Foto, noch weniger Rauschen oder eine bessere Schärfe. Aber was bringt ein scharfes, hochauflösendes Foto, wenn es schlecht ist?

Wer einen Marathon laufen will, muss hart trainieren. Wer eine Fremdsprache fließend sprechen möchte, muss ebenfalls hart trainieren. Wieso sollte es also in der Fotografie anders sein?

Your first 10,000 photographs are your worst

Henri Cartier-Bresson

Henri Cartier-Bresson meinte einst, dass die ersten 10.000 Fotos die schlechtesten seien. In der heutigen, digitalen Welt neige ich persönlich dazu, dies auf 100.000 Fotos auszuweiten. Heutzutage sammelt man diese Anzahl relativ schnell an. Früher hatte man einen Film für bis zu 36 Fotos. Dann musste man diesen entweder selbst entwickeln oder für Geld entwickeln lassen. Statt Quantität hatte man dann doch eher auf die Qualität geachtet.

Überlegen, dann abdrücken

Für eine Verbesserung müssen Fotos bewusst gemacht werden. Hierfür ist es hilfreich, sich die folgenden Fragen vor jedem Foto zu stellen:

  • Gibt es ein eindeutiges Motiv?
  • Ist der Bildausschnitt in Ordnung?
  • Wäre eine andere Perspektive vorteilhafter?
  • Soll das gesamte Foto scharf sein (Landschaft) oder möchte ich das Motiv freistellen?
  • Welche Aussagekraft erreiche ich mit dem Foto und will ich das?

Das klingt aufwändig und das ist es anfangs auch. Diese Fragen zwingen uns dazu, vorher darüber nachzudenken, wie das Ergebnis aussehen soll. Machen wir das konsequent, bekommen wir ein wirklich gutes Gefühl und es entwickelt sich ein Automatismus. Wir müssen uns einfach keine Gedanken mehr darüber zu machen, ob die Perspektive gut ist, wir achten unterbewusst darauf – die Chancen auf ein gutes Foto steigen also, während sich der Aufwand minimiert.

Haben wir dies verinnerlicht, können wir mit jeglichem Gerät ein ansprechendes Foto gestalten. Erst jetzt zahlt sich teurere „Gerätschaft“ tatsächlich aus.

Mit Aufgaben trainieren

Wer sich in der Bildgestaltung schon (recht) sicher fühlt, der kann einen Schritt weiter gehen und sich laufend diverser Aufgaben bzw. Einschränkungen unterziehen. Eine Inspiration können hierbei Aufgabenkarten sein. Gerne kann man sich hierzu aber auch selbst etwas überlegen, z.B. die Jagd nach roten Handtaschen, Einkaufstüten eines bestimmten Unternehmens oder eine Serie über Schuhe.

Fixbrennweite verwenden

Äußerst hilfreich ist auch die Verwendung einer Fixbrennweite. Ohne Zoom müssen die Beine bewegt werden, man beschäftigt sich also automatisch intensiver mit dem Motiv. Wie bekommt man etwas Vordergrund in das Bild? Wie wird Tiefe erzeugt? Welche Perspektive sieht besser aus? Diese und weitere Fragen stellen sich mit einer Fixbrennweite viel schneller als mit einem Zoom.

In 7 Tipps für bessere Smartphone-Fotos habe ich diesbezüglich bereits vieles zu diesem Thema geschrieben. Ein Blick in diesen Beitrag lohnt sich definitiv, da viele der Tipps allgemeiner Natur sind.

Weitere Tipps

Das war noch nicht alles. Nachfolgend noch einige Tipps, Anregungen und Erfahrungen:

  • Einsatz der Drittel-Regel oder des Goldenen Schnitts um das Motiv an eine für das Auge optimale Position zu setzen
  • Zeigt Fotos nicht zu früh her. Gerade zu Beginn ist der Enthusiasmus überwältigend, die Ergebnisse können damit allerdings nicht (immer) mithalten (auch wenn man das selbst nicht so sieht). Auf Veröffentlichungen kann es schnell negatives Feedback geben. Als Ergebnis verliert man die Lust am Hobby. Also lieber zu Beginn etwas zurückhaltender sein.
  • Zuerst üben und mit dem auskommen, was man besitzt. Gerade zu Beginn sollte man nicht allzu viel Equipment kaufen. Schließlich fehlt noch jegliche Idee, worauf genau man sich fokussieren möchte – meist möchte man alles fotografieren. Man gibt nur unnötig viel Geld aus, das einem eventuell dann fehlt, wenn man weiß, was man stattdessen brauchen würde.
  • Sucht euch Vorbilder! Es gibt so viele gute Fotografen da draußen. Sucht euch eine Handvoll, die euch wirklich inspirieren und seht euch die Technik ab, die Perspektiven und Bildausschnitte und die Stimmung. Fotos nachzumachen hilft ebenfalls, eigene Fähigkeiten zu verbessern.
  • Ein Foto muss nicht immer technisch perfekt sein, oftmals ist die ausgelöste Emotion wichtiger.

Fazit

Der Spruch Übung macht den Meister gilt auch in der Fotografie. Quantität alleine entwickelt jedoch auch keine Fähigkeiten. Wer hinterfragt, was wie ein Foto sein und anschließend warum es so ist, wird viel lernen. Durch Inspiration von „Mentoren“, selbst gestellten Aufgaben und Durchhaltevermögen kann ebenfalls viel erreicht werden. In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß und Gut Licht!