Der eine empfiehlt nur Sony, der andere investiert viel Geld in Leica. Jeder hat seine ganz eigene Meinung zu Kamerasystemen. In diesem Beitrag möchte ich kurz erklären, wie ich mir mein Kamerasystem aussuche und was meine ganz persönlichen Kriterien sind.

Disclaimer

Dieser Beitrag ist eine rein subjektive Betrachtung und soll näher bringen, wonach ich beim Kauf von Kameras und Objektiven entscheide. Das kann und wird bei anderen natürlich anders sein, aber vielleicht kannst du ja dennoch die eine oder andere Fragestellung oder gar Antwort mitnehmen.

Haptik / Bedienung

Die ersten Gedanken beim Kamerasystem gehen natürlich in Richtung der Hard Facts. Wie viele Megapixel möchte man, wie hoch muss die Serienbild-Geschwindigkeit sein, welche Anforderungen muss das Autofokus-System erfüllen usw.

Alle diese Gedanken sind wichtig und richtig. Sie drehen sich um die eigene Fotografie, was wir gerne fotografieren und was dafür notwendig ist.

Für mich ist es hauptsächlich aber wichtig, dass ich gerne mit dem Kamerasystem arbeite. Es muss gut in der Hand liegen und gut sowie einfach zu bedienen sein. Ich mag es sehr, wenn ich Knöpfe und Räder für möglichst viele Einstellungen habe und selten bis nie ins Menü wechseln muss. Auch das Feedback der Knöpfe und Einstellräder muss entsprechend gut sein.

Fujifilm X-T5 von oben

Für mich ist das essentiell, denn nur wenn ich die Kamera gerne (und am liebsten auch ständig) in die Hand nehmen möchte, verwende ich sie ausreichend. Zudem muss ich mich dann nicht mit irgendwelchen Unzulänglichkeiten der Kamera herum schlagen und kann mich voll und ganz auf meine Fotografie konzentrieren.

Bildqualität

Wenn ich ein Gefühl dafür entwickelt habe, an welches Kamerasystem ich mich binden möchte, versuche ich einen Überblick über die verfügbaren Objektive und deren Qualität zu erhalten. Natürlich ist mir wichtig, dass meine Lieblingsbrennweiten abgedeckt werden. Davon abgesehen, unterteile ich in zwei fotografische Kategorien:

  • Landschaft / Natur
  • Alles andere

Für den Bereich Landschaft / Natur setze ich auf eine möglichst hervorragende Bildqualität. Hier möchte ich keine Kompromisse eingehen müssen. Das bedeutet für mich, dass die hierfür eingesetzten Objektive eine sehr gute Bildschärfe – idealerweise bis in die Ränder – liefern müssen. Die Brennweitenbereiche bewegen sich bei meiner Fotografie zwischen 15 und 35mm und ca. 100 bis 400mm. Den Bereich dazwischen verwende ich kaum. Zur Not sollte ein halbwegs gutes 50mm dabei sein – wobei ich hier aufgrund des seltenen Gebrauchs Kompromisse eingehe. Als Objektiv-Beispiele sind hier das Canon RF 14-35mm F/4 und das Canon RF 70-200mm F/4 zu nennen.

Für Alles andere verwende ich hauptsächlich meine Lieblingsbrennweiten. Diese Objektive dürfen gerne Charakter haben. Eine Bildschärfe bis zum Rand benötige ich hier nicht, dreht es sich doch vielfach um Portraits, Straßenfotografie, Fotos von der Familie oder dergleichen. Bei dieser Fotografie habe ich es gerne möglichst klein. Kleine Kamera, kleine Objektive. Deswegen kommen auch vielfach Festbrennweiten zum Einsatz. Besonders gerne verwende ich in diesem Zusammenhang das Fujifilm Fujinon XF23mm F/2 und das Fujifilm Fujinon XF50mm F/2. Oftmals greife ich aber auch zu adaptierten Objektiven.

Second-Hand-Markt

Ja, richtig gelesen. Gebrauchtmarkt. Viele meiner Objektive kaufe ich mir nicht neu. Ich gebe Objektiven (und auch Kameras) gerne eine zweite Chance bzw. eine neue Heimat. So lässt sich gut Geld sparen. Wichtig dabei ist allerdings, dass der Gebrauchtmarkt für das verwendete System auch entsprechend groß ist und die eigenen Vorlieben abdeckt.

Gerade den Gebrauchtmarkt kann ich sehr empfehlen, da hier teilweise neuwertige Ware zu einem guten Preis zu erhalten ist. Ich bin nicht nur mit Kamerahändlern aus der Umgebung in Kontakt, sondern auch auf Gebrauchtbörsen. Das bedingt allerdings, dass man die jeweiligen Märkte im Auge behält und nicht zu Schnellkäufen neigt, sondern auch durchaus eine längere Zeit auf gute Angebote warten kann.

Umso verbreiteter ein Kamera-System ist, umso leichter ist es natürlich, an gebrauchte Kameras und Objektive zu kommen.

Aussehen

Ich bin ein sehr visueller Typ und da gehört für mich auch dazu, dass bestimmte Dinge gut aussehen. Eine aktuelle Fujifilm-Kamera sieht wunderschön aus, es gibt aber viele DSLR-style Kameras, die potthässlich sind. Das spricht mich nicht an und möchte ich auch nicht in Händen halten. Es macht mir schlicht keine Freude, jeden Tag eine hässliche Kamera in die Hand zu nehmen. Das mag für einige etwas befremdlich klingen – ich für meinen Teil verstehe dadurch schon, warum manche einen Hype rund um Leica machen. Weil deren Kameras einfach schön sind.

Fujifilm X-T2 Produktfoto
Fujifilm X-T2 mit SmallRig L-Bracket

Nun muss ich an dieser Stelle festhalten, dass ich kein professioneller Fotograf bin. Deshalb kann ich es mir auch erlauben, meine Entscheidungen anders zu treffen. Ich verdiene kein Geld mit meiner Fotografie, ich versenke es durch die Fotografie lediglich. Und genau deshalb kann ich mir auch diese Befindlichkeiten leisten.

Das Kamerasystem wechseln?

Ich habe mir schon öfter Gedanken darüber gemacht, das Kamerasystem zu wechseln. Einige Jahre zurück habe ich mir deswegen die Sony Alpha 6000 gekauft und wollte in die Sony-Welt hineinschnuppern. Bis dato war ich ein eisener Verfechter von Canon. Ich tat mir aber mit der Menüführung und der Haptik schwer. Hier war Canon einfach zu gut. Also habe ich diesen Wechsel nicht vollzogen.

Viele Jahre später habe ich in die Fujifilm-Welt geschnuppert. Und das, was hier passierte, kam unerwartet. Dieses System hat es mir wirklich angetan. Diese Haptik und vor allem auch das Retro-Aussehen hat mich absolut geflasht und nicht mehr losgelassen.

Seitdem pflege ich zwei Kamerasysteme. Das kann ich zwar niemandem wirklich empfehlen, aber ich mag beide Systeme und setze sie auch entsprechend ein. In Summe ist das allerdings der wohl teuerste Weg. Ein Komplettwechsel von einem System auf das andere ist schon sehr teuer, kann aber sinnvoll sein, wenn man mit einem System überhaupt nicht zurande kommt, oder die Optionen bei einem anderen System einfach besser sind.

Fazit

Ich hoffe, meine Ausführungen haben vermittelt, auf welchen Grundlagen ich Kameras und Objektive aussuche. Hierbei ist natürlich jeder anders und man kann aus meinen Zeilen keinen Standard ableiten. Aber vielleicht war dann doch die eine oder andere Überlegung dabei, die auch auf dich zutrifft (oder auch nicht!) und dir deshalb weiterhilft. Generell kann ich aber empfehlen, von Impulskäufen abzusehen und zumindest eine Nacht darüber zu schlafen. Das ist generell ein guter Tipp, in allen Lebenslagen.

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